Newsletter

USA will Lokalpresse unterstützen + E-Paper im Lokaljournalismus + Facebook fördert Lokaljournalismus

September 2023

Liebe Lokalmedien-Macherinnen und -Macher,

herzlich willkommen zum ersten monatlichen Newsletter von Lokaljournalismus.digital!

Gleich im ersten Beitrag dieses Newsletters, den wir kuratiert haben, geht es um die Überlebensschwierigkeiten von Lokalmedien gegenüber großen Verlagen: „Ein weiterer Lösungsansatz wäre eine stärkere Vernetzung der kleinen Lokalredaktionen, indem sich kleine Verlage und Zeitungen gegenseitig unterstützen“, schreibt „The Nuremberg Times“ und genau dazu wollen wir mit unserem Angebot Lokaljournalismus.Digital beitragen und die gemeinsame Vernetzung vorantreiben. Ich freue mich auf Ideen und Vorschläge, die hilfreich sein könnten.

Wir bauen derzeit auf unserer Homepage lokaljournalismus.digital einen Atlas aller unabhängigen, journalistischen und digitalen Lokalangebote kontinuierlich auf. Falls ein wichtiges Angebot fehlt, schickt mir gerne eine E-Mail an milena@lokaljournalismus.digital, genauso wenn ihr Änderungswünsche habt! Wenn bei Euch etwas spannendes passiert, von dem andere Macherinnen und Macher profitieren können oder für sie von Interesse ist, lasst es mich wissen.

Unser Ziel ist es, verlagsunabhängige digitale Lokalangebote sichtbar zu machen, die Macherinnen und Macher im Bereich Lokaljournalismus zu stärken und Informationen rund um die digitale Lokalberichterstattung anzubieten.

Hier im monatlichen Newsletter bieten wir eine kuratierte Medienschau des vergangenen Monats zu Themen, die für Macherinnen und Macher im digitalen Lokaljournalismus relevant sind. Wir starten im September mit Talks mit den Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten im Digitalen.

Vor allem aber wollen wir Euch kennenlernen! In unserer kleinen Terminvorschau am Ende des Newsletters verweisen wir auch auf den Correctiv-Lokal-Kongress in Erfurt; wir werden im Oktober vor Ort sein! Wenn ihr da seid, lasst uns reden!

Wir laden euch auch herzlich ein Ansätze, Vorschläge und Kommentare an milena@lokaljournalismus.digital zu schicken.

NEWS

Medienvielfalt leidet unter der Ausbreitung der Großverlage: Im Jahr 2006 gab es noch 1.4000 Zeitungen, heute sind es nur noch 1.000, schreibt das Lokaljournalismus-Angebot „The Nuremberg Times“ über die eigene Branche. Darunter werde die Medienlandschaft homogenisiert, die Berichterstattung konzentriere sich auf übergeordnete Themen, die landesweit relevant seien. Die Qualität der Nachrichten nimmt ab, das Vertrauen der Leser in den Journalismus geht verloren, lokale Geschichten treten in den Hintergrund. Um dem entgegenzuwirken, seien Förderprogramme und staatliche Unterstützung unerlässlich, um kleine Lokalmedien finanziell am Leben zu erhalten. Wichtig sei auch die Bereitschaft von Leserinnen und Leser Abonnements abzuschließen, die es den Lokalmedien ermöglichen, nicht nur von Werbeanzeigen abhängig zu sein. nbtimes.de

E-Paper setzt sich im Lokaljournalismus immer mehr durch: Die Nutzung von Online-Angeboten ist bei Lokalmedien fast so hoch wie bei Print-Angeboten: Printausgaben werden zu 45 Prozent genutzt, Online-Inhalte zu 41 Prozent, ergab die Studie „Zeitungsfacetten“ des Regionalvermarkters Score Media. Noch aussagekräftiger sind die Zahlen für Bezahlinhalte regionaler Tageszeitungen. Leserinnen und Leser haben mehr Vertrauen in Bezahlinhalte als in Gratisnews. 72 Prozent der Befragten glauben, dass Bezahlangebote die Informationen korrekt wiedergeben, bei Gratisangeboten sind es nur 61 Prozent. Dies führt auch zu einem höheren Vertrauen in Werbung. score-media.de

USA will Lokalpresse unterstützen: Die USA will mit einem neuen Gesetz lokale Medien fördern, indem Unternehmen, die Werbung schalten, eine Steuererleichterung erhalten; bis zu 5000 Dollar im ersten Jahr und in den darauffolgenden vier Jahren 2500 Dollar. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, dürfen die Unternehmen nicht mehr als 50 Beschäftigte haben. Für Medien gibt es auch eine direkt Förderung für Mitarbeiter in Form einer rückzahlbaren Lohnsteuergutschrift. Im ersten Jahr bis zu 25.000 Dollar, in den Folgejahren bis zu 15.000 Dollar; das Geld muss investiert werden, um Lokalreporter zu halten oder einzustellen. insideradio.com

Facebook wird den Lokaljournalismus mit einer Investition von 300 Millionen Dollar unterstützen: Facecebook plant innerhalb von drei Jahren 300 Millionen Dollar in journalistische Projekte zu investieren, insbesondere zur Förderung lokaler Informationen. Die Initiative entstand, als man befürchtete, dass die Monopolstellung der Plattform auf dem Internet-Werbemarkt den Übergang der Medien zum Digitalen behindert. Facebook hatte bereits das „Facebook Journalism Project“ gestartet, um die Verbindung zwischen der Plattform und den Medien zu stärken. Google hat für 2018 ebenfalls 300 Millionen Dollar angekündigt, um Falschinformationen zu bekämpfen und vertrauenswürdige Medien zu unterstützen. komogame.com

Verantwortung und Einfluss von Lokalmedien: In den USA vertrauen die meisten Leserinnen und Leser ihren Lokalzeitungen eher als den landesweiten Medien. Doch das kann Gefahren bergen: Das rechtskonservative Unternehmen Sinclair Broadcasting kauft Lokalsender mitsamt deren reichweitenstarken Websites auf, um teilweise zentral produzierte polemische oder irreführende Inhalte zu verbreiten. Forscher haben nachgewiesen, dass in Gebieten mit Sinclair-Einfluss Unternehmen weniger in den Bereichen Umwelt, Management und Soziales engagiert sind. Ungefähr die Hälfte der amerikanischen Haushalte konsumieren Sender der Sinclair-Gruppe. Auch in Deutschland können politische Angriffe und Übernahmen die Vielfalt gefährden. Die Studie betont, dass solche Angriffe am meisten rechten Gruppen und unaufmerksamen Unternehmen nutzen. taz.de

Blendle stellt Dienst in Deutschland ein: Der Online-Kiosk Blendle beendet Anfang September sein deutsches Angebot. Die Plattform befand sich schon länger in einem schleichenden Niedergang, da immer mehr Verlage ihre Inhalte zurückgezogen hatten. uebermedien.de

„Neue Lausitz“ als digitale Zeitung gestartet: Das Digitalangebot möchte das Leitmedium für den Strukturwandel durch den Kohle-Ausstieg in der Lausitz werden. Die Herausforderung besteht darin, die „Neue Lausitz“ als kritisches Medium von Regionalmarketing abzugrenzen und gleichzeitig die Probleme der Region kritisch zu beleuchten. verdi.de

Lokaljournalismus im Wandel der Zeit: Mit dem Aufstieg des Internets und der Digitalisierung der Medien steht der Journalismus vor großen Herausforderungen. Wie sich der Lokaljournalismus in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, erzählen die Echo-Redakteure Annette Wannemacher-Saal und Thomas Wöhlert kurz vor ihrem Ruhestand. Im Interview blicken sie auf fast 30 Jahre Lokaljournalismus zurück und analysieren, was sich verändert hat und begründen, warum lokale Berichterstattung unverzichtbar bleibt. Wannemacher-Saal und Wöhlert erinnern an die Aufgaben und die Verantwortung von Journalistinnen und Journalisten und betonen die Bedeutung der Berichterstattung vor Ort. echo-online.de

Einblicke in die Redaktion der Relevanzreporter: Die Relevanzreporter in Nürnberg arbeiten hauptsächlich aus dem Homeoffice. Während des Nürnberger Digitalfestivals im Juli hat die Lokalzeitung ihren ersten gemeinsamen Redaktionstag erlebt, schreibt die Chefin Alexandra Haderlein. relevanzreporter.de

Ratgeber

KI Entlastet Redaktionen in den USA: In den USA hat den Verlagsgruppe Gannett (USA Today) das Projekt Localizer gegründet. Localizer besteht aus einer Reihe von KI-basierten Tools, die Journalisten dabei helfen, Textvorlagen zu erstellen. Localizer entlastet die Redakteure von Routineaufgaben und gibt ihnen Raum für anspruchsvollere Aufgaben. Das Ziel des Projektes, ist das Abonnementgeschäft nachhaltig zu steigern, und hat bereits positive Auswirkungen auf das Engagement der Leser und den Abschluss neuer Abonnements. kress.de

GPT bei Suschmaschine-Recherche: In den letzten Monaten drohte die Gefahr, dass künstliche Intelligenz den Journalistinnen und Journalisten die Arbeit wegnehmen könnte. Doch noch können KI-Tools menschliche Expertise nicht ersetzen. Sie können aber unterstützen und den Medienschaffenden bestimmte Aufgaben erleichtern. KI kann bei schwierigen Recherchen, zum Beispiel im investigativen Journalismus, eingesetzt werden: Microsoft hat beispielsweise GPT in die Suchmaschine Bing integriert. Damit kann Bing riesige Datenmengen durchsuchen und aktuelle Informationen finden. Auch die Suchmaschine You.com bietet mittlerweile einen ChatBot an. bing.com

Termine

Mittwoch, 6. September ab 15 Uhr
Lokaljournalismus-Kongress der ostdeutschen Medienanstalten
Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund in Berlin
lokaljournalismus-kongress.de

Samstag, 21. und Sonntag, 22. Oktober von 09 bis 15 Uhr
Correctiv.Lokal Konferenz
Universität Erfurt
correctiv.org

Butzen

Mehr Medienkonzentration am Neckar: Beim „Schwäbischen Tagblatt“ aus Tübingen zieht sich die Verleger-Familie Frate zurück. Die Anteile übernimmt – wenn das Kartellamt zustimmt – die Neue Pressegesellschaft aus Ulm, die bislang schon 49 Prozent am Verlag beteiligt gewesen ist und den Mantel zuliefert. Die Neue Pressegesellschaft ist ein Verlagsriese und publiziert die Tageszeitungen der Südwest Presse, Märkische Oderzeitung und Lausitzer Rundschau, dazu Wochenblätter und hält Radio- und TV-Beteiligungen. swr.de

Danke für das Interesse. Butzen ist übrigens ein Relikt aus der analogen Print-Welt und entsteht durch kleine Staub- oder Schmutzpartikeln auf der Druckplatte. Freue mich von Euch zu hören, wenn Ihr Ideen oder Anregungen habt: milena@lokaljournalismus.digital

Bis nächsten Monat,
Milena Bialas