Newsletter

Lokalrundfunktage in Nürnberg + Lokaljournalismus in Berlin + Correctiv fordert Dialog mit Publikum

Juli 2024

Guten Tag.

Gestern haben wir versehentlich die vorherige Version des Newsletter nochmal versendet. Wir bitte um Entschuldigung. Anbei nun die aktuelle Ausgabe, verbunden mit der Bitte, uns unter info@lokaljournalismus.digital Ihre und eure Themen zu schicken, die die Entwicklung von digitalem Lokaljournalismus betreffen.

Herzliche Grüße
Julia Mayer und Egon Huschitt

NEWS

32. Lokalrundfunktage in Nürnberg: Relevanz von Lokalradio und Lokal-TV bestätigt: Mehr als 900 Teilnehmende versammelten sich am 25. und 26. Juni in Nürnberg zu den 32. Lokalrundfunktagen. Über 80 Speaker aus der Radio-, TV- und Marketing-Welt diskutierten in 26 Sessions die neuesten Trends und Technologien der Rundfunkbranche. Der allgemeine Tenor: Lokalradio und Lokal-TV bleiben relevant, besonders wenn sie neue Technologien nutzen. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien hob in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung lokaler Inhalte für die Demokratie hervor und rief zur Zusammenarbeit und Förderung junger Talente auf. Die Konferenz beleuchtete Themen wie KI, Medieninnovationen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bayerns Medienminister Florian Herrmann sprach sich für stärkere Kooperationen in der Branche aus. Die Ergebnisse der Funkanalyse Bayern 2024 zeigten, dass bayerische Lokalradios und -TV-Sender weiterhin eine breite Reichweite haben. braunschweiger-zeitung.de

Diskussion um die Zukunft des Lokaljournalismus in Berlin: Auf Einladung des Medienausschusses des Abgeordnetenhauses diskutierten ausgewählte Medienvertreter über die Zukunft des Lokaljournalismus. Steffen Grimberg, Vorsitzender des Deutschen Journalisten Verbandes Berlin, unterstrich dabei die Bedeutung von Nachrichten aus dem unmittelbaren Nahbereich der Nutzer, insbesondere auf Bezirks- oder Kiezebene. Doch der gedruckten Zeitung stehen schwere Zeiten bevor. Grimberg äußerte Besorgnis über die Zukunft der „Morgenpost“ und „Berliner Zeitung“, während der „Tagesspiegel“ durch eine erfolgreiche Neustrukturierung und einen soliden Tarifvertrag für seine Beschäftigten etwas besser dastehe. Lorenz Maroldt, Chefredakteur des „Tagesspiegels“, prognostizierte wiederum das Ende der gedruckten Tageszeitung bis 2027. Er betonte, dass der Verlag durch kostengünstige Digitalabos den Rückgang der Printabos kompensieren wolle. Maroldt berichtete, dass mittlerweile 80 Prozent der Leserschaft des „Tagesspiegel“ überregional seien. nd-aktuell.de

Rückbesinnung auf Kernwerte des Journalismus: „Correctiv“ fordert intensiveren Dialog mit dem Publikum: „Correctiv“, ausgezeichnet als „European Digital Publishing Platform of the Year 2024“, setzt sich für die Rückbesinnung auf die Kernwerte des Journalismus ein. In ihrer Eröffnungsrede beim European Publishing Congress im Wiener Palais Niederösterreich betonte Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von „Correctiv“, die Bedeutung, den Menschen wieder richtig zuzuhören. Sie forderte Medienhäuser auf, das Publikum ernst zu nehmen und aktiv in den Dialog zu treten. Dowideit betonte darüber hinaus die Notwendigkeit, durch kontinuierliche Kommunikation mit dem Publikum Vertrauen zurückzugewinnen. „Correctiv“ setzt dabei auf einen täglichen „Spotlight“-Newsletter mit 100.000 Abonnenten, bei dem die Leser regelmäßig nach ihren größten Sorgen und wichtigsten Themen gefragt werden. Die Rückmeldungen fließen direkt in die journalistische Arbeit ein. Ihre abschließende Forderung: Medienhäuser sollen statt Einsparungen im Lokaljournalismus stärker in diesen investieren, um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken und den öffentlichen Diskurs zu führen. newsroom.de

Funke Medien Thüringen startet Online-Kampagne „Du in Thüringen“ zur Stärkung des Lokaljournalismus: Funke Medien Thüringen hat eine neue Online-Kampagne namens „Du in Thüringen“ ins Leben gerufen, um das Berufsfeld des Lokaljournalismus attraktiver zu machen und neue Redakteure zu gewinnen. Die Kampagne setzt auf den Einsatz digitaler Werbeformate in sozialen Medien wie Instagram, Facebook, TikTok und LinkedIn sowie auf zielgruppenspezifische Native Ads. Ziel ist es, potenzielle Bewerber, sowohl in Thüringen als auch solche, die eine Rückkehr in Erwägung ziehen, zu erreichen. Herzstück der Kampagne sind Videos, die zusammen mit Thüringer Redakteuren produziert wurden. Sie beleuchten verschiedene Facetten des Lokaljournalismus wie Digitalisierung, Kultur, Sport, Politik und die wichtige Rolle der Journalisten in der Gesellschaft. Diese Videos zeigen die besondere Nähe zu Menschen und Ereignissen, das Aufdecken von Geschichten und die Möglichkeit, Veränderungen zu bewirken. funkemedien.de

„Tagesspiegel“ und weitere Zeitungen mit Deutschem Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet: Der „Tagesspiegel“ wurde für seine „Interaktive Schulserie“ mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis 2023 der Konrad-Adenauer-Stiftung geehrt. Das Team des „Tagesspiegel Innovation Lab“ hatte Daten von 588 Berliner Schulen gesammelt und ausgewertet. Der zweite Preis ging an das „Hamburger Abendblatt“ für die Dokumentation „Ein Jahr am Polizeikommissariat 38“, und den dritten Preis erhielt die „Landshuter Zeitung“ für ihre Berichterstattung über die Landshuter Hochzeit. Das „Göttinger Tageblatt“ wurde mit dem Sonderpreis für Volontärsprojekte für die Reportage „Das Martyrium einer Doktorandin“ ausgezeichnet. bdzv.de

Die Zukunft des Lokaljournalismus: Herausforderungen und Chancen in Bern: Die Zusammenlegung von „Bund“ und „Berner Zeitung“ hat die Konkurrenz und Vielfalt in der lokalen Berichterstattung erheblich reduziert. Medienjournalist Nick Lüthi warnt vor einer „Delokalisierung des Journalismus“, die demokratisches Engagement gefährden könnte. Kleinere lokale Medien wie „Hauptstadt“, „Journal B“, „Plattform J“, „BärnToday“ und der „Anzeiger Region Bern“ versuchen währenddessen, die Lücken zu füllen. Trotz dieser unerwarteten Vielfalt stehen sie jedoch vor finanziellen Herausforderungen. Zudem setzen viele Gemeinden auf eigene Kommunikationskanäle, was ohne journalistische Einordnung oft an kritischer Distanz mangelt. Thomas Göttin von „Journal B“ sieht das anders: Das Konsumverhalten habe sich verändert, doch die finanzielle Lage der Berner Medienvielfalt bleibt prekär, insbesondere ohne direkte öffentliche Online-Medienförderung. Die „Hauptstadt“ beispielsweise hat eine stabile Basis von rund 3000 Abonnenten, kämpft jedoch ohne Medienförderung um finanzielle Stabilität. anzeigerbern.ch

OM-Unternehmensgruppe: Lokaljournalismus mit digitaler Zukunft und modernen Arbeitsplätzen: Die OM-Unternehmensgruppe setzt auf die digitale Transformation des Lokaljournalismus. Geschäftsführer Michael Plasse betont die Bedeutung unabhängiger Tageszeitungen und Online-Nachrichtenportale für die Demokratie, besonders in Zeiten von „Fake News“. Die rund 200 Mitarbeitenden und über 800 Zusteller der Gruppe unterstützen diesen Wandel. Mit dem neuen Medienhaus in der OM-Allee im Ecopark schafft die Unternehmensgruppe moderne Arbeitsplätze, die Kreativität und Innovation fördern. Mit der Eröffnung des Medienhauses ist der räumliche Zusammenschluss der „Oldenburgischen Volkszeitung“ und der „Münsterländischen Tageszeitung“ zur OM-Mediengruppe, die vor vier Jahren fusionierten, nun abgeschlossen. om-online.de, om-online.de

Anke Baumgärtel als erste Frau Chefredakteurin der Pforzheimer Zeitung: Anke Baumgärtel, 38-jährige gebürtige Pforzheimerin, ist die neue Chefredakteurin der Pforzheimer Zeitung PZ. Baumgärtel freut sich darauf, das motivierte und kreative Team der Zeitung in die Zukunft zu führen. „In diesen unruhigen Zeiten ist Journalismus, der erklärt und aufklärt, wichtiger denn je – und das auf sämtlichen Kanälen“, sagt Baumgärtel. Neben Baumgärtel besteht die Chefredaktion aus Nina Tschan und Lisa Belle. Tschan, Leiterin Digitales, hat die digitale Transformation der PZ maßgeblich vorangetrieben und will weiterhin Begeisterung für lokale Nachrichten wecken, insbesondere auf Social Media. kress.de

Ratgeber

KI-Avatare revolutionieren die Nachrichtensendungen: Immer mehr internationale Nachrichtensender setzen auf KI-Avatare anstelle menschlicher Moderatoren. Während in Deutschland Vorbehalte bestehen, zeigen Studien, dass Zuschauer die Technologie dennoch akzeptieren. In Deutschland hat der regionale Nachrichtensender „Studio 47“ aus Duisburg auf eine vollautomatisierte Nachrichtenproduktion umgestellt, bei der KI-Avatare die Moderation übernehmen. Die Technologie ermöglicht es, Redakteure zu entlasten und mehr Ressourcen in Recherche und Vor-Ort-Berichterstattung zu investieren. Trotzdem gibt es Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit. Laut Klaus Meier, Professor für Journalistik, sei Transparenz beim Einsatz von KI besonders wichtig. Besonders für regionale Sender und Nischenthemen bieten KI-Avatare eine kostengünstige Möglichkeit, ein breites Themenfeld abzudecken. Der Einsatz von KI in der Live-Moderation wird ebenfalls diskutiert, beispielsweise als Faktenchecker in Talkshows. faz.net

Sicherheitsleute begleiten Journalisten der „Thüringer Allgemeine“: Dass Angriffe auf Journalisten zunehmen ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Jan Hollitzer, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeine“ TA, hat daraus nun Konsequenzen gezogen. Wenn seine Reporter auf Termine oder ins Feld geschickt werden gibt es klare Regeln, um die Sicherheit der Journalisten zu gewährleisten. Bei Demonstrationen werden beispielsweise Sicherheitsleute mitgeschickt. Grundsätzlich sollen die Journalisten immer mindestens zu zweit unterwegs sein und sich im Vorhinein bei der Polizei anmelden, anstatt erst auf sich aufmerksam zu machen, wenn etwas passiert ist. Die TA steht dabei in enger Absprache mit der Polizei, was mittlerweile auch sehr gut funktioniere, so Hollitzer. Außerdem müsse man sich bei Demonstrationen immer die Frage stellen, ob eine Berichterstattung notwendig und sinnvoll ist. Insbesondere kleinen Veranstaltungen bei denen abstruse Ideen propagiert werden, wolle man keine Plattform und noch mehr Reichweite liefern. Um nach wie vor möglichst viele Menschen mit qualitativ hochwertiger Berichterstattung zu erreichen, will die TA zudem Kommunikationsräume schaffen. Sie haben beispielsweise eine Ringvorlesung in Kooperation mit dem Thüringer Landtag an der Universität Erfurt. Jedes Semester werden drei bis vier Vorlesungen angeboten, wo 200 bis 300 Leser kommen und schwierige Themen wie der Ukraine-Krieg zunächst von Experten präsentiert werden. Anschließend wird mit dem Publikum diskutiert. Diese Veranstaltungen finden laut Hollitzer großen Anklang. Im Digitalen brauche wiederum es vor allem neue Formate, um Leute zu erreichen, die nicht zur Zeitung greifen oder den öffentlich Rechtlichen konsumieren. drehscheibe.org

Südthüringer Zeitungen starten umfassenden Transformationsprozess: Die Zeitungen „Freies Wort“, „Meininger Tageblatt“ und „Südthüringer Zeitung“ bereiten sich auf eine umfassende digitale Transformation vor. Sie wollen die Grundlage für den Lokaljournalismus der Zukunft schaffen, der multimedial und flexibel verfügbar ist. Im Rahmen eines Pilotprojekts der HCSB-Verlagsgruppe wird der Fokus auf die Digitalisierung und Modernisierung gelegt. Der Transformationsprozess zielt darauf ab, lokale Inhalte auf vielfältigen digitalen Plattformen zugänglich zu machen, während die traditionellen Printausgaben weiterhin eine Rolle spielen. Die Geschäftsführung hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, um den Lokaljournalismus in Südthüringen nachhaltig zu sichern und die Leserschaft in eine digitale Gemeinschaft zu integrieren. Dieser Wandel wird auch durch innovative Angebote wie digitale Testtage und kostenfreie Präsentationsmöglichkeiten für lokale Institutionen und Vereine begleitet. Die Transformation der Südthüringer Zeitungen soll den Lokaljournalismus stärken und ihn für die Zukunft rüsten. insuedthueringen.de

Künstliche Intelligenz bedroht die Authentizität im Journalismus: Medienwissenschaftler Stephan Weichert warnt vor den Gefahren der zunehmenden Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Journalismus. Obwohl Medienmacher an die Vorteile von KI glauben, sieht Weichert eine Bedrohung für die journalistische Integrität und Authentizität, was insbesondere im Lokaljournalismus gefährlich werden kann. Bei Channel 1, einem US-Start-up, präsentieren Avatare die Nachrichten, was die Illusion eines echten News-Anchors perfekt macht. Trotz der menschlichen Redaktionsmitglieder, die die Qualität sichern sollen, bleibt die Frage, ob die durch KI erzeugte Realität vertretbar ist oder nicht doch bedenklich. Weichert kritisiert, dass KI in den Medien Täuschungen erzeugt, was die Authentizität der Nachrichten gefährdet. Die klare Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine verschwimmt, was die Glaubwürdigkeit beeinträchtigen könnte. US-Journalist Jim VandeHei betont die Notwendigkeit, sich auf handgemachten Journalismus und zwischenmenschliche Begegnungen zu konzentrieren, um der KI-Welle zu begegnen. Er fordert eine Rückbesinnung auf journalistische Tugenden und transparente KI-Nutzung. Weichert fordert jedoch eine Kurskorrektur im Umgang mit KI im Journalismus. Deutsche Redaktionen beginnen, KI-Richtlinien zu entwickeln, um Transparenz und Qualität zu gewährleisten. KI-Resilienz wird als Schlüsselkompetenz betrachtet, um die Balance zwischen technologischen Möglichkeiten und den Ansprüchen einer unabhängigen Medienöffentlichkeit zu wahren. journalist.de

Termine

Die Sommerakademie „#krassmedial“ findet am Samstag, 6. Juli 2024, und Sonntag, 7. Juli 2024, statt und widmet sich dieses Jahr der Frage, wie Medienmacher gesellschaftlich relevante Themen finden, recherchieren und erzählen. Die Veranstaltung von Verdi findet in Kooperation mit der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion, der Gewerkschaftspolitischen Bildung gGmbH und der Heinrich-Böll-Stiftung statt. Veranstaltungsort ist die Bildungsstätte Clara Sahlberg am Wannsee, 14109 Berlin-Wannsee. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. dju.verdi.de

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