Correctiv.Lokal Konferenz in Erfurt + Journalist in Herdecke verprügelt + Lokaljournalismus genießt hohes Vertrauen + Relevanz-Reporter in Nürnberg
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Fokus auf Vertrauen und Begeisterung im Lokaljournalismus bei der Correctiv.Lokal Konferenz in Erfurt: An der Universität Erfurt diskutierten über 300 Teilnehmer auf der Correctiv.Lokal Konferenz über die Zukunft des Lokaljournalismus. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Rolle des Lokaljournalismus in der Gesellschaft gelegt. In sechs Thementracks – darunter Hintergrund- und Investigativberichterstattung, Umwelt – Klima – Natur, und die Zukunft des Lokaljournalismus – wurden verschiedene Aspekte lokaler Berichterstattung beleuchtet. Laura-Kristine Krause, Gründerin von „More in Common“, eröffnete die Konferenz mit einer Keynote über gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Bedeutung des Lokaljournalismus. Sie betonte die emotionale Nähe, die lokale Medien zu ihren Lesern aufbauen können, und hob hervor, wie wichtig der Dialog zwischen Journalisten und der Community ist. Die Konferenz wurde durch zahlreiche Partner unterstützt, darunter die Universität Erfurt und die Funke Medien Thüringen – Thüringer Allgemeine. Weitere Förderer waren die Madsack Stiftung, die Alfred Toepfer Stiftung, die Rudolf Augstein Stiftung, die Thüringer Staatskanzlei, die Thüringer Landesmedienanstalt und die Sparda-Bank Berlin. correctiv.org
Journalist bei Arbeit in Herdecke verprügelt: In Herdecke ist ein Journalist während seiner Arbeit am Bleichstein brutal angegriffen worden. Die Redaktionsleiterin Yvonne Held verurteilte den Angriff als „verabscheuungswürdig und krank“. Der Journalist, der Fotos machte, wurde so schwer verletzt, dass er mit mehrfachen Nasenbeinbrüchen ins Krankenhaus musste. Held äußerte Sorge, Unverständnis und Wut über den Vorfall und betonte, dass Angriffe auf Journalisten, die ihre Arbeit machen, eine neue, verabscheuungswürdige Dimension erreichen. Trotz des Angriffs bekräftigte Held, dass die Redaktion ihre Arbeit fortsetzen und weiterhin an Brennpunkten präsent sein werde. wp.de
Lokaljournalismus in Deutschland genießt hohes Vertrauen: Eine Umfrage der ZMG Zeitungsmarktforschung im Auftrag des BDZV zeigt, dass 92 Prozent der Deutschen Presse- und Meinungsfreiheit für unverzichtbar für die Demokratie halten. Auch junge Menschen sehen unabhängigen Journalismus als essenziell an, trotz der häufigen Nutzung sozialer Medien. Lokale Redaktionen genießen besonderes Vertrauen, mit 93 Prozent der Befragten, die sie für unverzichtbar halten, und 96 Prozent, die ihnen besonders vertrauen. Die deutschen Verlage erreichen regelmäßig 76,8 Prozent der Bevölkerung mit ihren gedruckten und digitalen Angeboten, darunter auch 63 Prozent der unter 30-Jährigen, die vor allem digitale Formate nutzen. Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen RSF hat allerdings eine Zunahme der Gewalt gegen Medienschaffende im Umfeld von Wahlen weltweit beklagt. Deutschland hat sich in der Rangliste deutlich verbessert und steht nun auf Platz zehn, nachdem es im Vorjahr noch Rang 21 belegte. frankenpost.de
VDL warnt vor Konzentrationsprozess in der Lokalpresse: Am Tag der Pressefreiheit hat der Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien VDL auf einen alarmierenden Konzentrationsprozess in der Lokalpresse hingewiesen. VDL-Geschäftsführer Martin Wieske erklärte, dass die Pressefreiheit und Pressevielfalt eng miteinander verknüpft sind und derzeit ein erheblicher Konzentrationsprozess, insbesondere bei kleineren Zeitungsverlagen vorherrscht. Er kritisierte die fehlenden Vertriebshilfen der Politik, die von Bundeskanzler Scholz versprochen, aber nicht umgesetzt wurden. Der Kostendruck im Vertrieb erdrücke damit vor allem kleine Titel und zwinge sie zur Aufgabe ihrer Eigenständigkeit. Dadurch gehe im Lokalen nach und nach vielerorts ein Stück der Vielfalt verloren. Deswegen forderte Wieske ein Umdenken der Politik. newsroom.de, deutschlandfunk.de
Relevanz-Reporter kämpfen in Nürnberg um den Erhalt des Lokaljournalismus: In Nürnberg zeigt sich die Krise im Lokaljournalismus besonders deutlich: „Die Abendzeitung“ wurde vor über zehn Jahren eingestellt, die „Nürnberger Zeitung“ hat seit 2020 keine eigene Redaktion mehr und wird aus der Zentralredaktion der „Nürnberger Nachrichten“ beliefert. Der Verlag Nürnberger Presse musste aus wirtschaftlichen Gründen Redaktionen zusammenlegen und Stellen abbauen. Die „Nürnberger Nachrichten“ haben sich einer umfassenden Umstrukturierung unterzogen, um sich besser auf digitalen Journalismus auszurichten. Dies stieß jedoch auf Kritik und Frustration innerhalb der Redaktion, da viele langjährige Mitarbeiter ihre Stellen verloren und die Qualität der Berichterstattung gefährdet sehen. Trotz der Schwierigkeiten gibt es auch positive Entwicklungen: Die „Relevanzreporter“ bieten in Nürnberg einen innovativen Ansatz für lokalen Journalismus, der vollständig digital und gemeinnützig organisiert ist. Sie setzen auf eine enge Einbindung der Community und thematische Vielfalt, um die Relevanz lokaler Berichterstattung zu erhalten. sueddeutsche.de
Schweizer Forschungsprojekt zeigt Digitalisierung belastet Lokalpresse und Gemeindekommunikation: Ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Graubünden in der Schweiz hat die Herausforderungen der Lokalkommunikation im digitalen Zeitalter untersucht. Die Digitalisierung und der Rückgang von Werbeeinnahmen zwingen Lokalzeitungen, ihre Berichterstattung auszudünnen, was auch die Kommunikationsarbeit der Gemeinden erschwert. Das Projekt betont die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und lokalen Medien, warnt jedoch vor der Gefahr der Verfilzung in kleinen Gemeinden, wo jeder jeden kennt. Eine klare Abgrenzung der Rollen von Gemeindekommunikation und Lokalmedien sei essenziell, um die Gewaltenteilung zu wahren. Um eine nachhaltige Lokalkommunikation in der Schweiz sicherzustellen, muss das fragil gewordene Verhältnis zwischen Lokalmedien und Gemeinden aufrechterhalten werden. Die Studie umfasste Online-Befragungen und Interviews mit Vertretern von zwölf Gemeinden und Lokalmedien. kleinreport.ch
Konferenz in Dortmund: Transformationen des Lokaljournalismus im Fokus: Bei der Konferenz „Transformationen des Lokaljournalismus“ in Dortmund stand vor allem der Übergang von Print- zu Digitalabonnements und die damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen für Verlage im Vordergrund. Prof. Dr. Christopher Buschow vom Fachgebiet digitaler Journalismus an der Hamburg Media School analysierte die Auswirkungen des Endes der Zeitungszustellung auf den Lokaljournalismus. Er berichtete über die steigenden Kosten und den Rückgang von Printabonnenten, insbesondere in ländlichen Regionen, die dazu führen, dass Verlage vermehrt auf digitale Angebote umsteigen. Buschow betonte die Bedeutung weiterer Forschung, um die Auswirkungen des Übergangs von Print zu Digital besser zu verstehen. Fragen nach den Veränderungen im Nutzungsverhalten der Leser und den Folgen für die journalistische Berichterstattung stehen dabei im Fokus. Es wurde diskutiert, wie sich die Einstellung von Printprodukten auf die Mediennutzung und die Auswahl der Themen auswirkt, sowie die Herausforderungen beim Umlernen der Leser auf digitale Formate. hamburgmediaschool.com
Ratgeber
Native Advertising optimiert Online-Werbemöglichkeiten im Lokaljournalismus: Werbung ja, Unterbrechung des Leseflusses nein, das versprechen unter anderem Native Advertising Plattformen wie zum Beispiel das bislang größte führende Werbenetzwerk „Taboola“. Die von ihnen maßgeschneiderte Werbung, sogenannte Native ads, passt sich automatisch optisch an das Umfeld an, in das sie platziert wird. Dadurch sehen die Einspielungen aus wie reguläre Inhalte der Seite und sind nur durch einen kleinen Hinweis wie „Anzeige“ oder „sponsored“ gekennzeichnet. Sie bieten Publishern die Möglichkeit, bezahlte Inhalte, ohne die in der Regel kein Anbieter auskommt, weniger auffällig oder störend in die redaktionelle Inhalte ihrer Website oder Plattform zu integrieren. Dies soll dabei helfen, Inhalte zu monetarisieren, neue Zielgruppen zu erreichen und das Nutzererlebnis durch personalisierte Werbebotschaften zu optimieren. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt beispielsweise das süddeutsche Online-Nachrichtenformat ludwigsburg24.com, auf deren Plattform sich das Format der Nachrichten-Teaser nachweislich nur wenig von den Anzeigen unterscheidet. Grundsätzlich sind bei Native Ads verschiedene Formate wie bezahlte Artikel, Videos, Bilder oder Social Media Posts möglich, die den regulären Inhalten nachempfunden sind. lokaljournalismus.digital
Michele Pinto über die Entwicklung der Zeitungsgruppe Vivere und die Zukunft des lokalen Journalismus: Michele Pinto, ein führender Vertreter der Zeitungsgruppe Vivere, diskutierte in einem Interview auf „Rai Radio 1“ die Entwicklungen und Anpassungen, die Vivere seit seiner Gründung im Jahr 2003 in Senigallia vorgenommen hat, um in der sich ständig wandelnden Medienlandschaft relevant zu bleiben. Pinto erläuterte, dass Vivere frühzeitig auf digitale Plattformen setzte, um ihre Reichweite zu vergrößern. Durch den Einsatz von SEO konnten sie ihre Inhalte besser auffindbar machen und somit ein größeres Publikum erreichen. Vivere hat außerdem soziale Medien intensiv genutzt, um mit ihren Lesern in Kontakt zu treten und ihre Inhalte zu verbreiten. Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram dienen dabei nicht nur als Verbreitungskanäle, sondern auch als Feedbackmechanismen, durch die sie direktes Leserfeedback erhalten und in ihre Arbeit integrieren können. Ein weiterer bedeutender Schritt war die Integration von KI-Technologien. Pinto hob hervor, wie KI verwendet wird, um repetitive Aufgaben zu automatisieren, wodurch Journalisten mehr Zeit für tiefere und investigativere Berichterstattung haben. KI hilft auch bei der Personalisierung von Nachrichtenfeeds, was die Leserbindung stärkt. Pinto diskutierte auch die fortlaufenden Herausforderungen, denen sich der Lokaljournalismus gegenüber sieht. Die Sicherstellung von Genauigkeit und die Bekämpfung von Fehlinformationen sind weiterhin zentrale Anliegen. Dennoch bleibt Pinto optimistisch und betonte, dass die kontinuierliche Anpassung und Innovation unerlässlich sind, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein. elblog.pl
KI-Reporter bei den Ruhrnachrichten im Einsatz: Chefredakteur Jens Ostrowski von den Ruhrnachrichten ist überzeugt: KI hat das Potenzial, den Lokaljournalismus erheblich zu verbessern. Bereits im November letzten Jahres wurde deswegen erstmals ein KI-Reporter in einer Redaktion eingesetzt. Dabei handelt es sich nicht um einen Roboter, sondern um einen menschlichen Reporter dessen Aufgabe es ist, Inhalte mithilfe von KI zu produzieren. Seit März sitzt nun in jeder Redaktion ein KI-Reporter und schreibt anstatt der üblichen zwei Texte pro Tag das Drei- bis Fünffache. Die Einsatzfelder der KI sind dabei vielfältig: Von der klassischen Textoptimierung durch Rechtschreibprüfung über die Generierung von Überschriften und Teasertexten bis hin zum schnellen Zugriff auf Archivmaterial. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Letzterem. Die KI-Reporter sind immer in den Redaktionskonferenzen dabei und überlegen, wie aktuelle Themen durch KI-Inhalte flankiert werden können. So wird eine Polizeimeldung über einen Einbruch beispielsweise durch Statistiken zu Einbrüchen in der Vergangenheit und Tipps, wie man sich gegen Einbrüche schützt, ergänzt. Die zusätzlichen Inhalte werden mittels KI generiert. Diese greift auf das Archiv zurück und erstellt Übersichten, Chronologien sowie Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Quellen. Die Ruhrnachrichten nutzen dafür eine eigene Surface namens Kira, die mit ChatGPT verknüpft ist. Der Vorteil liegt darin, dass bereits Templates von wiederkehrenden Use-Cases hinterlegt sind und die optimierten Prompts immer wieder aufgerufen werden können. Bei den Ruhrnachrichten gibt es außerdem strikte Richtlinien, keine Bilder mit KI zu generieren, da gerade diese für die lokale Nähe und Glaubwürdigkeit problematisch sein können. drehscheibe.org
Termine
Media Future Talks 2024 „Neue Ideen für den Lokaljournalismus“: Am Donnerstag, 6. Juni 2024, finden ab 16 Uhr die Media Future Talks mit dem diesjährigen spannenden Thema „Neue Ideen für den Lokaljournalismus“ statt. Das Event richtet sich an Studierende, Volontäre, junge Talente und alle Interessierte, die einen tiefen Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Chancen des Lokaljournalismus erhalten möchten. Die Veranstaltung findet am Johann-Sebastian-Bach-Platz 22, 91522 Ansbach in Bayern statt. Eine vorherige Registrierung ist erforderlich. media-lab.de
Transforming Media 2024 „Medien und digitale Gesellschaft“: Am Montag, 10. Juni 2024 ab 9 Uhr, findet in Würzburg die jährliche Transforming Media Konferenz zu dem Thema „Medien und digitale Gesellschaft“ statt. Wie kann KI positiv und sinnvoll eingesetzt werden? Welche Maßnahmen sind notwendig, um Desinformation zu bekämpfen und das Vertrauen der Audience zu gewinnen? Diese und weitere Fragen werden in Vorträgen und Diskussionen behandelt, während Workshopsessions die Möglichkeit bieten, Fähigkeiten in Innovationstechniken, Prompt-Redaktion und KI-gestützter Content-Erstellung zu vertiefen. Veranstaltungsort ist das Vogel Convention Center in der Max-Planck-Straße 7/9, 97082 Würzburg. Eine Anmeldung ist erforderlich. transformingmedia.de
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