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Journalismusförderung statt Presseförderung

Die geplante Presseförderung des Bundes wurde aufgegeben, und Experten diskutieren, wie es weitergehen soll. Dabei herrscht Einigkeit darüber, dass vor allem der Lokaljournalismus gefördert werden muss, um Probleme wie Populismus und Korruption zu bekämpfen. Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School, spricht sich gegen die Zustellförderung für Presseprodukte aus und betont stattdessen die Notwendigkeit einer umfassenden Journalismusförderung. Er verweist auf europäische Modelle, die eine Transformation des Journalismus unterstützen. Ein Beispiel ist die Wiener Medieninitiative, die lokale Medienprojekte finanziell unterstützt. In Deutschland gibt es bereits einige Förderprogramme auf Länderebene, aber es besteht Uneinigkeit über die Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern. Tabea Rößner, Bundestagsabgeordnete der Grünen, plädiert dafür, dass der Bund die Wirtschaftsförderung übernehmen sollte, insbesondere zur Unterstützung von Redaktionen. Dabei ist auch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Presseprodukte und Besteuerung digitaler Werbeumsätze denkbar, um Mittel für die Medienförderung bereitzustellen. newsroom.de

Die Zukunft des Hyper-Lokaljournalismus: Online Tageszeitung „Mein Wandersloh“ braucht Leserunterstützung

Die Online-Tageszeitung „Mein Wandersloh“ steht nach eigenen Angaben für verlagsunabhängige, neutrale und umfassende Presse-Berichterstattung und will der Themenvielfalt der drei Ortsteile Wadersloh, Diestedde und Liesborn gerecht werden. Anders als andere Zeitungen wird dieses Angebot jedoch nicht durch Werbeanzeigen, sondern durch Unterstützerbeiträge, sogenanntes Crowdfunding, finanziert. Die finanzielle Unterstützung der Leserschaft sichert die Existenz des Mediums und ermöglicht es Benedikt Brüggenthies, Gründer und Chefredakteur von „Mein Wandersloh“ auch tiefgehende Recherchen durchzuführen und somit qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern, sagt er. Die Zukunft des Hyper-Journalismus hängt allerdings nicht nur an der Finanzierung, sondern auch an der Medienvielfalt. Bei Vor-Ort-Terminen sei Brüggenthies mittlerweile oft der einzige Pressevertreter, während sich größere Medienhäuser Presseberichte gerne direkt von Vereinen oder Gruppen zuschicken lassen. Das führe wiederum zu überwiegend inhaltsgleichen Texten. Vertrauenswürdiger und facettenreicher Journalismus ist allerdings ein wichtiges Standbein der Demokratie und lokaler Journalismus eine Investition in die Zukunft der Dorfgemeinschaft. mein-wadersloh.de

Schweizer Bundesrat Albert Rösti will private Medien fördern

Der Bundesrat der Schweiz hat neue Vorschläge zur Medienförderung publiziert. Zur Debatte steht beispielsweise die Idee, alle elektronischen Medien bei der Ausbildung, bei Agenturleistungen, der Selbstregulierung der Branche sowie digitalen Infrastrukturen zu fördern. Doch damit nicht genug: Auch sollen Redaktionen unabhängig davon, ob sie im Print oder online veröffentlichen, basierend auf der Anzahl an Journalistenstellen oder Umsatzquoten finanziell unterstützt werden. Das Hauptaugenmerk soll dabei vor allem auf kleinen, lokalen und regionalen Redaktionen liegen. Das Ziel dahinter ist, der Medienkonzentration entgegenzuwirken. Auch Gratismedien sollen nach den Vorschlägen des Bundesrats profitieren. Bislang erhalten private Printmedien so genannte indirekte Subventionen in Form von Posttaxenverbilligung. Das bedeutet, dass die Zeitungausträger zu vergünstigten Tarifen arbeiten. Onlinemedien erhalten aktuell keine Förderung. nzz.ch

Wer hinter dem kontroversen Blog “Ruhrbarone” steckt

In dem Blog „Ruhrbarone“ aus Bochum werden regelmäßig Texte zu Politik, Musik und Sport – hauptsächlich zum BVB und Schalke – veröffentlicht. Herausgeber der „Ruhrbarone“ ist Stefan Laurin, freier Journalist unter anderem für „Welt“ und die „Jüdische Allgemeine“. Während Kritiker den Blog als diffamierend und aggressiv bezeichnen, hat Laurin dafür wenig Verständnis. In der Vergangenheit haben die „Ruhrbarone“ kontroverse Themen aufgegriffen und waren vor allem in Bezug auf den Kampf gegen Antisemitismus präsent. Aufmerksamkeit erlangte der Blog beispielsweise durch die Forderung „Transform Gaza to Garzweiler“ auf Facebook oder durch das Twittern einer Grafik mit der regionalen Höchsttemperatur im Februar 1945 anlässlich des Jahrestages der Luftangriffe auf Dresden. Unterstützt wird Laurin von agilen Gleichgesinnten, Leserinnen und besser Informierten. Die Beiträge werden laut Laurin von einer Handvoll Autoren geschrieben, die kein Honorar erwarten und dessen Texte praktisch nicht redigiert werden. Das macht die Breitenwirkung des Blogs umso erstaunlicher. Die Beschuldigten kommen in den Artikeln nicht immer zu Wort, was Laurin damit begründet, dass dafür bei perfekter Quellenlage keine Notwendigkeit bestünde. Außerdem sei noch nie ein Fehler passiert. sueddeutsche.de

Funke-Verlegerin Julia Becker prognostiziert datenorientierten Journalismus

In einer Rede vor den Mitgliedern des Industrieclubs Weimar beschreibt die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Gruppe Julia Becker den Journalismus der Zukunft als datenorientiert, nicht als datengetrieben. Damit meint sie, dass Journalisten Themen, die sie für relevant halten, auch dann recherchieren, wenn keine großen Abrufzahlen erwartbar sind. Dadurch soll verhindert werden, dass geschieht, was laut Studien in ländlichen Regionen in den USA längst Realität geworden ist: Dort, wo Lokaljournalismus ausgestorben ist, gebe es keine unabhängigen Informationsquellen mehr. Daher sinke sowohl das zivilgesellschaftliche Engagement in Vereinen als auch die Wahlbeteiligung. Um eine solche Entwicklung in Thüringen und anderen Teilen von Deutschland zu vermeiden, sei es wichtig, dass der Wahrheit verpflichteter Journalismus den gesellschaftlichen Diskurs im Internet bestimmt. morgenpost.de

Steht das Ende der Printmedien bevor?

Schon seit Jahren wird der mögliche Zusammenbruch der Printmedien diskutiert. Auslöser sind vor allem die Digitalisierung und das Internet. Diese führen zu rückläufigen Auflagen und Anzeigenerlösen, da Leser vermehrt digitale Inhalte konsumieren, schreibt Andreas Möhle CDO von Peine APP Aktuell in einer Mitteilung. Im Gegensatz zu den kosteneffizienteren digitalen Formten, ist die Produktion von Printausgaben teuer. Viele Medienunternehmen investieren daher überwiegend in digitale Innovationen. Lösungsansätze für Städte und Landkreise beinhalten dabei den Aufbau eigener digitaler Plattformen, die Förderung von lokalem Journalismus und die Nutzung sozialer Medien. Gewerbliche Werbetreibende müssen sich außerdem an die veränderten Gegebenheiten anpassen und verstärkt auf Online-Werbung setzen. Dabei bieten ihnen digitale Plattformen eine Möglichkeit, lokale Zielgruppen gezielt anzusprechen und ihre Präsenz zu stärken. openpr.de

Die Zukunft der Zeitungen liegt im Digitalpublishing

Für das Jahr 2024 wird mit einem Rückgang der Printauflagen um sieben Prozent gerechnet. Dennoch herrscht bei den Zeitungsverlegern und Digitalpublishern keine Krisenstimmung sondern überwiegend Optimismus. Das liegt vor allem am Zuwachs von E-Paper-Ausgaben um 16 Prozent und beim Paid-Content um 22 Prozent. Dies sind die Ergebnisse der Trendumfrage der Zeitungsbranche vom Branchenverband BDZV. Das Plus im digitalen Bereich lässt rund zwei Drittel der befragten Chefredakteure und Geschäftsführer positiv auf das kommende Jahr blicken. Auf lange Sicht wird ein komplett veränderter Markt vorhergesagt. Während das Printgeschäft heute noch 70 Prozent des Markts ausmacht, gehen die Entscheider für 2030 von einem Rückgang des Marktanteils auf nur 38 Prozent aus. tagesspiegel.de

Wie Lokaljournalismus in den Sozialen Medien funktioniert

Mittlerweile haben auch die meisten Lokalzeitungen professionelle Auftritte in den Sozialen Medien. So auch die Angebote des Medienunternehmens VRM. Zum Repertoire des Medienunternehmens gehören unter anderem Lokalzeitungen aus den Städten Mainz, Darmstadt und Wiesbaden. Während früher noch so gut wie jeder Haushalt ein Zeitungsabonnement hatte, haben sich heutzutage die Ansprüche der Menschen an die Medien geändert. Viele rezipieren Nachrichten nur noch ausschließlich online oder über die sozialen Medien. Die Leserschaft kann hier Themenvorschläge machen und Rückmeldungen geben. Gleichermaßen haben die Lokalzeitungen die Möglichkeit, ihr Angebot zu präsentieren und Leser für ihre Themen zu gewinnen.

Bei der VRM kümmert sich das Digital Hub um den Online-Auftritt und die Strategien auf den sozialen Medien. Rein wirtschaftlich gesehen, ist für sie Facebook am wichtigsten, da hier am meisten Klicks auf die Artikel der Lokalzeitungen generiert und neue Abonnements abgeschlossen werden. Die Wichtigkeit von Instagram ist aber dennoch nicht zu unterschätzen, da hier vor allem der Meinungsaustausch im Vordergrund steht und sich die Inhalte und Contentstrategien so besonders effektiv anpassen lassen. Welche Themen ausgespielt werden variiert tatsächlich von Plattform zu Plattform, weil die Zielgruppen sich sehr unterscheiden. Auf Facebook muss man eine breite Zielgruppe mit einer großen Menge an vielfältigen Themen versorgen, während auf Instagram eine deutlich jüngere, spezifischere Zielgruppe vorhanden ist.

Das Verhalten der Leserschaft in den sozialen Medien unterscheidet sich auch von Lokalzeitung zu Lokalzeitung: In Mainz ist Humor fester Bestandteil der Kommentarspalten und positive Themen, die den tollen Charakter der Stadt widerspiegeln, funktionieren besonders gut. Dem gegenüber steht Darmstadt in der die Leser zwar auch gerne positives über ihre eigene Stadt lesen, aber besonders kritisch mit dem Journalismus als auch mit der städtischen Politik sind. Ein besonders kritisches Thema ist der Verkehr. Hier geraten die Fahrradfahrer und Autoliebhaber gerne aneinander. Wiesbaden liegt diesbezüglich irgendwo zwischen Mainz und Darmstadt. Besonders beliebt bei den Wiesbadenern sind alle Themen rund um die Tierwelt. Zwischen all den Kommentaren tauchen auch immer wieder Beleidigungen und Hasskommentare auf. Bei der VRM gibt es dafür eine Netikette. Wenn sich die Nutzer nicht daran halten, werden die Kommentare mit einem entsprechenden Hinweis gelöscht. Bei der Vorfilterung hilft eine KI, die Entscheidung einen Kommentar zu löschen liegt letztendlich aber immer noch bei einem Mitarbeiter. Es kommt auch immer wieder vor, dass Kommentare zur Anzeige gebracht werden, weil darin üble Beleidigungen oder Drohungen geäußert werden. main-spitze.de

Rettung des Lokaljournalismus? So überlebt ein Züricher Onlinemagazin die Medienkrise

Das Onlinemagazin „tsüri.ch“ nähert sich dem zehnjährigen Jubiläum, obwohl nicht einmal das Gründungteam 2015 damit gerechnet hat, dass es das Magazin so lange geben wird. Früher haben alle der zehn Angestellten noch ehrenamtlich gearbeitet. Heute bekommen alle den gleichen Lohn von 4.300 Franken pro Monat. Das entspricht in etwa 4.500 Euro. Die Teammitglieder schätzen vor allem den Zusammenhalt im Team, das flexible Arbeitsmodell und die thematische Ausrichtung. Die Fokussierung auf klassische links-grüne Themen aber nicht nur dem Team, sondern auch den Lesern zu gefallen. Geschrieben wird über den Verkehr, das Klima, das Wohnen oder auch Geschlechterfragen. All diese Themen repräsentieren auch die rot-grüne Stadtbevölkerung in Zürich. „tsüri.ch“ bleibt in der Berichterstattung aber dennoch neutral und kritisch. Insgesamt erreichen sie ein Zielpublikum im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Das Onlinemagazin ist dabei kostenlos und hat sich dennoch über die letzten neun Jahre gehalten. Grund dafür sind unter anderem etwa 1500 Leser, die als sogenannte „Member“ einen monatlichen Beitrag zahlen und das Magazin somit zum Teil finanzieren. Die verschiedenen Newsletter des Onlinemagazins werden allerdings an etwa 15.000 Personen verschickt. Trotzdem sind die Mitglieder bereit für ein Angebot, was sie auch kostenlos haben könnten, zu bezahlen. „tsüri.ch“ hat es über die letzten Jahre geschafft, sich eine Community aufzubauen, die die wichtige Arbeit des Teams schätzt und unterstützt. Zusätzlich zu den Mitgliederbeiträgen hat das Onlinemagazin Einnahmen aus Werbung und Veranstaltungen. Laut Linards Udris, die am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich zum Thema Medienwandel forscht, leisten Medien wie „tsüri.ch“, die sich auf lokale Nischenangebote konzentrieren, einen wichtigen Teil zum Erhalt des Lokaljournalismus. Allerdings sei es klar, dass die Gesellschaft auch über eine öffentliche Finanzierung nachdenken müsse. srf.ch

Neue lokale Formate wagen

Die „Mediengewichtungsstudie“ der Landesmedienanstalten untersucht die Relevanz von Medien für lokale Meinungsbildung. Ergebnisse zeigen, dass Westdeutsche mehr lokale Nachrichten lesen, während Ostdeutsche vermehrt Radio und TV nutzen, aber das Internet ist bei allen beliebt. Die Mediengewohnheiten ändern sich, und lokale Journalistinnen und Journalisten versuchen, die Vielfalt ihrer Berichterstattung zu erhöhen, um gegen das Internet als Quelle zu kämpfen. Insgesamt gibt es eine positive Bilanz in Bezug auf die Förderung lokalen Journalismus, jedoch sind eine bessere materielle Ausstattung und ein Ausgleich zwischen Ost- und Westdeutschland erforderlich. verdi.de

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