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Zukunft der Zeitungen im Digitalpublishing + Bundesrat will Förderung für private Medien + KI-Nutzung im Lokaljournalismus

März 2024

NEWS

Die Zukunft der Zeitungen liegt im Digitalpublishing: Für das Jahr 2024 wird mit einem Rückgang der Printauflagen um sieben Prozent gerechnet. Dennoch sind Zeitungsverleger und Digitalpublisher optimistisch. Das liegt vor allem am Zuwachs von E-Paper-Ausgaben um 16 Prozent und beim Paid-Content um 22 Prozent. Dies sind die Ergebnisse der Trendumfrage der Zeitungsbranche vom Branchenverband BDZV. Das Plus im digitalen Bereich lässt rund zwei Drittel der befragten Chefredakteure und Geschäftsführer positiv auf das kommende Jahr blicken. tagesspiegel.de

Funke-Verlegerin Julia Becker prognostiziert datenorientierten Journalismus: In einer Rede vor den Mitgliedern des Industrieclubs Weimar beschreibt die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Gruppe Julia Becker den Journalismus der Zukunft als datenorientiert, nicht als datengetrieben. Damit meint sie, dass Journalisten relevante Themen auch dann recherchieren, wenn keine großen Abrufzahlen erwartbar sind. Dadurch soll verhindert werden, dass geschieht, was laut Studien in ländlichen Regionen in den USA längst Realität geworden ist: Dort, wo Lokaljournalismus ausgestorben ist, gebe es keine unabhängigen Informationsquellen mehr. Daher sinke sowohl das zivilgesellschaftliche Engagement in Vereinen als auch die Wahlbeteiligung. Um eine solche Entwicklung in Thüringen und anderen Teilen von Deutschland zu vermeiden, sei es wichtig, dass der Wahrheit verpflichteter Journalismus den gesellschaftlichen Diskurs im Internet bestimmt. morgenpost.de

Wer hinter dem kontroversen Blog “Ruhrbarone” steckt: In dem Blog „Ruhrbarone“ aus Bochum werden regelmäßig Texte zu Politik, Musik und Sport veröffentlicht. Herausgeber der „Ruhrbarone“ ist Stefan Laurin, freier Journalist unter anderem für „Welt“ und die „Jüdische Allgemeine“. Während Kritiker den Blog als diffamierend und aggressiv bezeichnen, hat Laurin dafür wenig Verständnis. In der Vergangenheit haben die „Ruhrbarone“ kontroverse Themen aufgegriffen und waren vor allem in Bezug auf den Kampf gegen Antisemitismus präsent. Die Beiträge werden laut Laurin von einer Handvoll Autoren geschrieben, die kein Honorar erwarten und dessen Texte praktisch nicht redigiert werden. Die Beschuldigten kommen in den Artikeln jedoch nicht immer zu Wort, was Laurin damit begründet, dass dafür bei perfekter Quellenlage keine Notwendigkeit bestünde. Angeblich sei noch nie ein Fehler passiert. sueddeutsche.de

Journalismusförderung statt Presseförderung: Die geplante Presseförderung des Bundes wurde aufgegeben und Experten diskutieren nun, wie es weitergehen soll. Dabei herrscht Einigkeit darüber, dass vor allem der Lokaljournalismus gefördert werden muss, um Probleme wie Populismus und Korruption zu bekämpfen. Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School, spricht sich gegen die Zustellförderung für Presseprodukte aus und betont stattdessen die Notwendigkeit einer umfassenden Journalismusförderung. Er verweist auf europäische Modelle, die eine Transformation des Journalismus unterstützen. Ein Beispiel ist die Wiener Medieninitiative, die lokale Medienprojekte finanziell unterstützt. In Deutschland gibt es bereits einige Förderprogramme auf Länderebene, aber es besteht Uneinigkeit über die Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern. newsroom.de

Bundesrat Albert Rösti will private Medien fördern: Der Bundesrat hat neue Vorschläge zur Medienförderung publiziert. Zur Debatte steht beispielsweise die Idee, alle elektronischen Medien bei der Ausbildung, bei Agenturleistungen, der Selbstregulierung der Branche sowie digitalen Infrastrukturen zu fördern. Doch damit nicht genug: Auch sollen Redaktionen unabhängig davon, ob sie im Print oder online veröffentlichen, basierend auf der Anzahl an Journalistenstellen oder Umsatzquoten finanziell unterstützt werden. Das Hauptaugenmerk soll dabei vor allem auf kleinen, lokalen und regionalen Redaktionen liegen. Das Ziel dahinter ist, der Medienkonzentration entgegenzuwirken. nzz.ch

Rettung des Lokaljournalismus? So überlebt ein Züricher Onlinemagazin die Medienkrise: Das Onlinemagazin „tsüri.ch“ nähert sich dem zehnjährigen Jubiläum, obwohl nicht einmal das Gründungteam 2015 damit gerechnet hat, dass es das Magazin so lange geben wird. Früher haben alle der zehn Angestellten noch ehrenamtlich gearbeitet. Heute bekommen alle den gleichen Lohn von 4.300 Franken pro Monat. Das entspricht in etwa 4.500 Euro. Die Magazin fokussiert sich auf klassische links-grüne Themen, bleibt dabei aber neutral und kritisch. Geschrieben wird unter anderem über den Verkehr, das Klima, das Wohnen oder auch Geschlechterfragen. All diese Themen repräsentieren die rot-grüne Stadtbevölkerung in Zürich. Insgesamt erreichen sie ein Zielpublikum im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Das Onlinemagazin ist dabei kostenlos und hat sich dennoch über die letzten neun Jahre gehalten. Grund dafür sind unter anderem etwa 1500 Leser, die als sogenannte „Member“ einen monatlichen Beitrag zahlen, obwohl sie die Angebote auch kostenlos rezipieren könnten. „tsüri.ch“ hat es über die letzten Jahre geschafft, sich eine Community aufzubauen, die die wichtige Arbeit des Teams schätzt und unterstützt. Zusätzlich zu den Mitgliederbeiträgen hat das Onlinemagazin Einnahmen aus Werbung und Veranstaltungen. srf.ch

Die Zukunft des Hyper-Lokaljournalismus: Online Tageszeitung „Mein Wandersloh“ braucht Leserunterstützung:
Die Online-Tageszeitung „Mein Wandersloh“ steht für verlagsunabhängige, neutrale und umfassende Presse-Berichterstattung. Sie hat den Anspruch, der bunte Themenvielfalt, die in den drei Ortsteilen Wadersloh, Diestedde und Liesborn, gerecht zu werden. Anders als andere Zeitungen wird dieses Angebot jedoch nicht durch Werbeanzeigen, sondern durch Unterstützerbeiträge, sogenanntes Crowdfunding, finanziert. Die finanzielle Unterstützung der Leserschaft sichert die Existenz des Mediums und ermöglicht es Benedikt Brüggenthies, Gründer und Chefredakteur von „Mein Wandersloh“ auch tiefgehende Recherchen durchzuführen und somit qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern. mein-wadersloh.de

Wie Lokaljournalismus in den Sozialen Medien funktioniert: Mittlerweile haben auch die meisten Lokalzeitungen professionelle Auftritte in den Sozialen Medien. So auch die Angebote des Medienunternehmens VRM. Zum Repertoire des Medienunternehmens gehören unter anderem Lokalzeitungen aus den Städten Mainz, Darmstadt und Wiesbaden. Bei der VRM kümmert sich das Digital Hub um den Online-Auftritt und die Strategien auf den sozialen Medien. Rein wirtschaftlich gesehen, ist für sie Facebook am wichtigsten, da hier am meisten Klicks auf die Artikel der Lokalzeitungen generiert und neue Abonnements abgeschlossen werden. Die Wichtigkeit von Instagram ist aber dennoch nicht zu unterschätzen, da hier vor allem der Meinungsaustausch im Vordergrund steht und sich die Inhalte und Contentstrategien so besonders effektiv anpassen lassen. Welche Themen ausgespielt werden variiert tatsächlich von Plattform zu Plattform, weil die Zielgruppen sich sehr unterscheiden. Auf Facebook muss man eine breite Zielgruppe mit einer großen Menge an vielfältigen Themen versorgen, während auf Instagram eine deutlich jüngere, spezifischere Zielgruppe vorhanden ist. Wenn die Nutzer in der Kommentarspalte ihre Meinung äußern, tauchen auch immer wieder Beleidigungen und Hasskommentare auf. Bei der VRM gibt es dafür eine Netikette. Wenn sich die Nutzer nicht daran halten, werden die Kommentare mit einem entsprechenden Hinweis gelöscht. Bei der Vorfilterung hilft eine KI, die Entscheidung einen Kommentar zu löschen liegt letztendlich aber immer noch bei einem Mitarbeiter. Es kommt auch immer wieder vor, dass Kommentare zur Anzeige gebracht werden, weil darin üble Beleidigungen oder Drohungen geäußert werden. main-spitze.de

Deutscher Markt für Smartphones, Apps und Mobilkommunikation erreicht 2024 neuen Höchstwert. bitkom.org

Steht das Ende der Printmedien bevor?: Schon seit Jahren wird der mögliche Zusammenbruch der Printmedien diskutiert. Auslöser sind vor allem die Digitalisierung und das Internet. Diese führen zu rückläufigen Auflagen und Anzeigenerlösen, da Leser vermehrt digitale Inhalte konsumieren. Im Gegensatz zu den kosteneffizienteren digitalen Formen, ist die Produktion von Printausgaben teuer. Viele Medienunternehmen investieren daher überwiegend in digitale Innovationen. Lösungsansätze für Städte und Landkreise beinhalten dabei den Aufbau eigener digitaler Plattformen, die Förderung von lokalem Journalismus und die Nutzung sozialer Medien. Gewerbliche Werbetreibende müssen sich außerdem an die veränderten Gegebenheiten anpassen und verstärkt auf Online-Werbung setzen. Dabei bieten ihnen digitale Plattformen eine Möglichkeit, lokale Zielgruppen gezielt anzusprechen und ihre Präsenz zu stärken. openpr.de

Ratgeber

Die Hamburger Morgenpost stellt auf Wochenformat um: Die Boulevardzeitung Hamburger Morgenpost wird ab April nur noch jeden Freitag erscheinen. Grund dafür sei vor allem die hohe Diskrepanz zwischen den knapp 16.000 verkauften Exemplaren pro Tag am Kiosk und den rund 450.000 täglichen Nutzern Online. Dennoch möchte der Verleger Arist von Harpe die Hamburger Morgenpost nicht rein digital auf Mopo.de umstellen. Das würde dazu führen, dass sie sich nicht mehr den Journalismus leisten können, den sie jetzt haben. Insgesamt soll Lokaljournalismus mit Substanz geschaffen werden. Das bedeutet, dass es keine Meldungen, Konzertberichte oder rein überregionale Geschichten geben wird. Ereignisse, die in der Vergangenheit liegen, sollen nur berichtet werden, wenn auch tiefer gebohrt wird. Die Wochenzeitung wird mit 4,80 Euro doppelt so viel kosten wie die bisherige Wochenendausgabe mit 2,40 Euro. kress.de

KI-Potential im Lokaljournalismus: Der Lokaljournalismus steht vor der Herausforderung steigende Kosten und fehlenden Journalistennachwuchs zu bewältigen. Hinzu kommt, dass Berichterstattung zu vielen unterschiedlichen Themen für kleine Lesergruppen gefragt ist. Das ist zeitaufwendig und erfordert viele personelle Ressourcen. Die Lösung bieten KI-Tools: Diese können große Textmengen zu unterschiedlichen Themen schneller erstellen, verarbeiten und orchestrieren. Gleiches gilt bei der Anpassung desselben Inhalts für verschiedene Kanäle. Normalerweise ist die Aufbereitung von Artikeln für die sozialen Netzwerke, Newsletter und den Online-Auftritt für Lokaljournalisten nämlich ein aufwendiger Prozess. Während KI den Journalisten die Arbeit bei diesen kleinteiligen Themen abnimmt, haben die Reporter schlussendlich mehr Zeit für die lokalen Topthemen und intensive Recherche. drehscheibe.org

„Schneller und effektiver“ – Wie Lokalzeitungen Künstliche Intelligenz einsetzen: Große Medienhäuser nutzen KI in ihrem Tagesgeschäft schon fast selbstverständlich. Im Lokalen kommt diese Entwicklung hingegen erst langsam an. Die brandenburgischen Lokalzeitungen Fläming 365 und Zauche 365 testen seit Mai diesen Jahres ein Projekt zur Einbindung von künstlicher Intelligenz. Weil die Autoren ohne Bezahlung und oft zusätzlich zu ihren eigentlichen Berufen für die Zeitungen schreiben, lag das Hauptaugenmerk bei der Einbindung von KI auf der Beschleunigung von Arbeitsprozessen. Beispielsweise nutzen die Zeitungen die KI-basierte Software GoSpeech, um Tonspuren von Interviews automatisiert zu verschriftlichen oder das Programm MurfAI, um Texte vorlesen zu lassen. Mit letzterem leistet die KI einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit.Auch die Software ChatGPT kommt zum Einsatz, um beispielsweise Überleitungen zwischen von Journalisten geschriebenen Textteilen zu formulieren. So bleibt mehr Zeit für die Recherche vor Ort und Gespräche mit Protagonisten. lokaljournalismus.digital

Termine

Neue Ausgabe der Diskussionsreihe Sachsen Sofa zum Thema öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Unter dem Titel „Zukunft auf Sendung?“ diskutieren am Montag, 4. März ab 18:30 Uhr MDR-Intendant Ralf Ludwig, Chefredakteurin der Leipziger Volkszeitung Hannah Suppa und Chef der Sächsischen Staatskanzlei sowie sächsischer Staatminister für Bundesangelegenheiten und Medien Oliver Schenk. Die Runde spricht über die Finanzierung des ÖRR, wie das Vertrauen in die klassischen Medien gestärkt und junge Menschen für deren Angebote begeistert werden können. Außerdem geht es um die Frage, wie guter Lokaljournalismus aussehen muss. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist aber erforderlich. Festsaal der Diakonie Kliniken Zschadraß in Colditz. sachsensofa.de

Vocer Local Innovation News Academy: Das Vocer Institut für digitale Resilienz bietet in Kooperation mit dem Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung von April bis Juni ein spezielle für Lokaljournalisten entwickeltes Weiterbildungsangebot an. Geplant sind drei Online-Workshops und ein dreitägiger Retreat. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Bewerbungsfrist ist Donnerstag, 14. März. digitale-resilienz.org

Vortrag „Lokaljournalismus – wen interessiert das schon? des Verlags Nürnberger Presse, Freitag, 3. Mai ab 11:15 Uhr. eveeno.com

Gemeinwohl-Stipendium der Initiative „vereinfachen“: Gefördert werden Ideen, die das Gemeinwohl fördern und schwerpunktmäßig in Wuppertal wirken. Zwei Förderrunden stehen noch aus. Bewerbungsfrist ist Samstag, 1. Juni. projekt-vereinfachen.de (PDF)

Butzen

Von Fußballfeldern bis Badewannen – Flächen anschaulich umrechnen: Um Flächenangaben oder auch Literangaben den Lesern anschaulich zu machen, werden oftmals Vergleiche verwendet, die nur schwer vorstellbar sind. So empfindet es zumindest Autor und Journalist Konrad Lischka. Deshalb hat er einen Rechner konzipiert, der anschauliche Vergleiche für Flächen ausgibt. Der Umrechner kann Flächen in Quadratmetern, Hektar und Quadratkilometern berechnen und mit Objekten aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet vergleichen. Gibt man eine Fläche von 500 Quadratmetern ein, weiß man anschließend, dass das ungefähr der Hälfte der Durchschnittsfläche eines Supermarkts entspricht. Als Referenzgröße für die Fläche eines Supermarkts wurde hier die Durchschnittfläche eines Aldi Süds verwendet. konradlischka.info