Google-Millionenförderung an Regionalmedien in Kalifornien + Schweizer Medienunternehmen streicht 90 Redaktionsstellen
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Google sichert Regionalmedien in Kalifornien Millionenförderung zu und verhindert neues Gesetz: Google hat sich bereit erklärt, Millionen an lokale Medienunternehmen in Kalifornien zu zahlen und damit ein geplantes Gesetz abgewendet, das Internetkonzerne zu Abgaben an regionale Medien verpflichten sollte. In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt fast 250 Millionen Dollar in den Journalismus fließen, finanziert durch Google und den Bundesstaat Kalifornien, wie die Initiatorin der Gesetzesinitiative, die kalifornische Abgeordnete Buffy Wicks, mitteilte. Das Gesetz sollte den kanadischen und australischen Modellen folgen, um den Abfluss von Werbegeldern zu großen Internetplattformen wie Google und Meta zu stoppen und den angeschlagenen Regionalmedien zu helfen. In Kalifornien mussten im letzten Jahrzehnt mehr als 100 Zeitungen schließen. Laut Wicks wird Google im ersten Jahr 15 Millionen Dollar in einen neuen Fonds an der Universität von Berkeley, 5 Millionen Dollar in ein KI-Projekt und 10 Millionen Dollar in bestehende Journalismus-Programme investieren. In den nächsten vier Jahren sollen jeweils 20 Millionen Dollar fließen. Der Staat Kalifornien plant, 30 Millionen Dollar im ersten Jahr und jeweils 10 Millionen Dollar in den Folgejahren in den Journalismus-Fonds zu zahlen. Details zu weiteren Finanzierungsquellen für die 250 Millionen Dollar sind bislang nicht bekannt. faz.net
Tamedia streicht 90 Redaktionsstellen: Die Krise des Lokaljournalismus verschärft sich: Das Schweizer Medienunternehmen Tamedia hat einen drastischen Abbau von 90 Redaktionsstellen angekündigt. Dieser Schritt betrifft Redaktionen im gesamten Land, darunter auch die „Basler Zeitung“. Die Maßnahmen stoßen auf scharfe Kritik: Laut der Chefredakteurin des Online-Magazins „Bajour“ Ina Bullwinkel zeigt der Abbau, dass der Anspruch, unabhängigen Qualitätsjournalismus zu fördern, nicht mit dem Ziel vereinbar ist, gleichzeitig hohe Dividenden an Gesellschafter auszuschütten. Bullwinkel kritisiert, dass der geplante Stellenabbau unter dem Deckmantel einer „Bündelung der Kräfte“ eine weitere Einschränkung der Meinungsvielfalt bedeutet. Die Medienbranche ist im Umbruch, doch der Sparkurs verschärft die Krise des Lokaljournalismus weiter. Bereits jetzt kämpfen viele regionale Medien mit sinkenden Anzeigenerlösen und einer abnehmenden Zahlungsbereitschaft der Leser. Währenddessen geht der Ruf nach mehr Medienförderung auf Bundesebene weiter. Insbesondere in Basel stehen die lokalen Medien unter Druck: Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen sinken, und auch andere Medienhäuser wie bz (CH Media), SRG und Telebasel mussten bereits Stellen abbauen. Der Verlegerverband Schweizer Medien fordert nun eine Erhöhung der indirekten Presseförderung, schließt aber weiterhin reine Online-Medien aus. Der anhaltende Abbau von Redaktionen gefährdet die Meinungsvielfalt und die demokratische Kontrolle in der Schweiz. Kritiker fordern eine umfassende Medienförderung, um den unabhängigen Journalismus, insbesondere auf lokaler Ebene, zu sichern. bajour.ch
75 Jahre „Hannoversche Allgemeine Zeitung“: Lokaljournalismus vor der Neuausrichtung: Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ blickt Wilfried Köpke, Journalistik-Professor an der Hochschule Hannover, auf die Entwicklungen des Lokaljournalismus zurück. Sein Fazit: Der Medienkonsum in Deutschland bleibt stabil, doch die Art der Nutzung hat sich stark verändert. Während junge Menschen hauptsächlich digitale Kanäle wie TikTok und Instagram nutzen, greifen ältere Zielgruppen noch auf lineares Fernsehen und Radio zurück – allerdings mit abnehmender Tendenz. Die Nutzung gedruckter Tageszeitungen ist ebenfalls stark rückläufig. Dies stellt den Journalismus vor neue Herausforderungen, insbesondere im Lokaljournalismus, der sich neu positionieren muss, um seine Relevanz zu bewahren. Während früher oft die Nähe zwischen Lokalredaktionen und politischen Akteuren problematisch war, verlagert sich das Problem heute in eine andere Richtung: Die neuen Medienplattformen und Influencer konkurrieren mit traditionellen Medien um Aufmerksamkeit und Reichweite. Junge Menschen erwarten heute schnelle, visuelle und persönliche Formate, die auf ihre Interessen zugeschnitten sind, wie sie von erfolgreichen Social-Media-Kanälen der „Tagesschau“ oder Influencern präsentiert werden. Trotz dieser Herausforderungen bietet die Krise auch Chancen für den Lokaljournalismus, sich neu zu definieren. Qualitätsjournalismus muss sich durch investigative Recherche und narrative Erzählweise auszeichnen, um sich von oberflächlichem Content abzuheben und seinen gesellschaftlichen Mehrwert zu betonen. Die Zukunft des Lokaljournalismus wird jedoch stark von der Finanzierung abhängen. Neue Modelle, wie sie beispielsweise durch spenden- und stiftungsgetragene Redaktionen wie Correctiv etabliert wurden, könnten eine wichtige Rolle spielen. Lokaljournalismus muss kritischer und widerständiger werden, um langfristig zu bestehen und seine Rolle im demokratischen Diskurs zu behaupten. haz.de
Ratgeber
Neues Geschäftsmodell für den Lokaljournalismus: Von der Zeitung zur Community-Marke: Der Lokaljournalismus steht vor großen Herausforderungen: Das klassische Geschäftsmodell, das hauptsächlich auf Abo-Einnahmen und Werbung basiert, hat in vielen Regionen keine Zukunft mehr. Ein Beispiel für eine innovative Lösung kommt aus der abgelegenen Region im Westen von Texas. Max Kabat und seine Frau übernahmen 2018 die beiden Wochenzeitungen „The Big Bend Sentinel“ und „Presidio International“ von den langjährigen Betreibern Rosario und Robert Halpern und entwickelten ein neues Konzept. Statt sich allein auf den Verkauf von Nachrichteninhalten zu verlassen, bauten die neuen Eigentümer eine Marke auf, die Gemeinschaft stiftet. 2019 eröffneten sie in Marfa „The Sentinel“ – ein Café, Veranstaltungsort, Shop und Büro für die Redaktion in einem. Durch diese Kombination aus Community-Engagement und Lokaljournalismus schufen sie ein neues Ökosystem, das auf die Bedürfnisse der Bewohner und Touristen der Region abgestimmt ist. Dieses Modell ermöglichte es ihnen, die Einnahmen zu steigern und die Redaktion auszubauen. Die Zukunft des Lokaljournalismus liegt laut Kabat darin, sich auf die Schaffung von Gemeinschaften zu konzentrieren und nicht nur auf das reine Nachrichten-Business. Unterstützt durch Initiativen wie „Press Forward“, einem Zusammenschluss von Stiftungen, der lokale Projekte mit 500 Millionen Dollar fördert, könnte dieser Ansatz Schule machen und die Zukunft des Lokaljournalismus nachhaltig sichern. correctiv.org
Start-up Explo stärkt regionale Medienhäuser mit KI und Automatisierung zur Steigerung digitaler Umsätze: Das Start-up Explo, gegründet von Tim Großmann und Tobias Pörtner, setzt auf Künstliche Intelligenz und Automatisierung, um regionale Medienhäuser zu unterstützen und deren digitale Reichweite sowie Umsätze zu steigern. Explo zielt dabei darauf ab, die Relevanz kleinerer Verlage zu sichern und so den Erhalt lokaler Berichterstattung zu fördern. Dies soll Nachrichtenwüsten verhindern und zur Stärkung lokaler demokratischer Strukturen beitragen. Mit der Explo Suite bietet das Unternehmen eine Reihe von Produkten an, die es Medienhäusern ermöglichen, Inhalte effizient und automatisiert zu erstellen und zu verbreiten. Dazu gehören Tools wie „Explo Places“ für vertikale Videos, „Explo Reels“ zur Spiegelung von Social-Videos, „Explo Stories AI“ zur automatischen Story-Erstellung aus Artikeln und der „Explo Manager“ zur zentralen Verwaltung. Diese Lösungen zielen darauf ab, die Leserbindung zu verbessern und die Digitalumsätze zu steigern. Mit ihrem Ansatz fördert Explo nicht nur die wirtschaftliche Stabilität regionaler Medien, sondern trägt auch zur Sicherung einer vielfältigen und informierten lokalen Öffentlichkeit bei. startupvalley.news
Studie zeigt steigende Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte regionaler Tageszeitungen: Die sechste Auflage der „Zeitungsfacetten“-Studie der Score Media Group zeigt eine positive Entwicklung bei der Zahlungsbereitschaft für redaktionelle Online-Inhalte regionaler Tageszeitungen. Trotz sinkender Print-Abonnements steigt die Nutzung kostenpflichtiger digitaler Angebote deutlich an. Laut der repräsentativen Umfrage unter 5.406 Personen im Alter von 15 bis 69 Jahren lesen weiterhin 64 Prozent der Bundesbürger mindestens wöchentlich eine Abozeitung. Während die Print-Nutzung innerhalb von zwei Jahren um zehn Prozent auf 42 Prozent gesunken ist, hat die wöchentliche Nutzung kostenpflichtiger Online-Angebote um 53 Prozent zugenommen und liegt nun bei 18 Prozent. Besonders bei den Millennials (22-35 Jahre) ist die Nutzung kostenpflichtiger digitaler Inhalte verbreitet. Diese Altersgruppe macht 33 Prozent der E-Paper-Leserschaft aus und 36 Prozent der Nutzer exklusiver Inhalte hinter Paywalls. Im Vergleich dominieren bei den zahlenden Print-Abonnenten die „Generation X“ (36-53 Jahre) mit 33 Prozent und die „Baby Boomer“ (54+ Jahre) mit 32 Prozent. Die steigende Zahlungsbereitschaft wird vor allem damit begründet, dass guter Journalismus auch online seinen Preis hat. 65 Prozent der Online-Abonnenten zahlen mehr als 10 Euro monatlich für ihre regionale Tageszeitung, 40 Prozent sogar über 20 Euro. Zudem zeigen Paid-Nutzer eine höhere Bindung und Aufmerksamkeit sowohl für redaktionelle als auch für werbliche Inhalte im Vergleich zu Gratis-Usern. Die Studie zeigt, dass sich qualitativ hochwertiger Lokaljournalismus auch in Zeiten sinkender Print-Abos zunehmend durch digitale Bezahlangebote refinanzieren lässt. pruente-kollegen.com
Nachwuchsmangel in Lokalredaktionen: Neue Strategien, um Generation Z für den Lokaljournalismus zu gewinnen: Lokalredaktionen kämpfen zunehmend mit einem Nachwuchsproblem. Die Zahl der Bewerbungen für Volontariate sinkt, und Imageprobleme sowie der Konkurrenzdruck tragen zu dieser Entwicklung bei. Während früher viele junge Menschen bereit waren, unter schwierigen Bedingungen im Lokaljournalismus zu arbeiten, ist dies heute nicht mehr selbstverständlich. Markus Weckesser von der Journalistischen Aus- und Berufsbildung e.V. in Baden-Württemberg sagt, dass die Zeiten, in denen Verlage einfach zwischen zahlreichen Bewerbern wählen konnten, vorbei seien. Um attraktiver zu werden, setzen Lokalredaktionen auf moderne und vielfältige Ausbildungswege. So haben viele Häuser ihre Volontariate umstrukturiert, um den veränderten Ansprüchen der jungen Generation gerecht zu werden. In der Zeitungsgruppe Ostfriesland beispielsweise lernen Volontäre, Themen für verschiedene Formate wie Liveticker, klassische Berichte und Social Videos aufzubereiten. Die „Märkische Oderzeitung“ und die „Lausitzer Rundschau“ in Brandenburg bieten zudem verlängerte Ausbildungszeiten und externe Stationen an, um ein umfassendes Verständnis des Journalismus zu vermitteln. Das Hochschulstudium als Voraussetzung für eine Bewerbung wurde hier abgeschafft. Auch die „Volksstimme“ hat sich eine Strategie überlegt, um künftig keine Stellen mehr unbesetzt lassen zu müssen. Gemeinsam mit sieben anderen Medienhäusern hat sie die Kampagne „Volo werden“ ins Leben gerufen. Die Social-Media-Initiative soll junge Menschen gezielt ansprechen und für den Beruf des Lokaljournalisten begeistern. Trotz dieser Bemühungen bleibt das Problem bestehen: Viele Lokalredaktionen haben Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Bewerber zu finden. Einige Medienhäuser müssen sogar Ausbildungsplätze stornieren, weil sich keine geeigneten Kandidaten bewerben. Die Branche sucht nun nach weiteren Wegen, um den Journalismus-Nachwuchs für den Lokalbereich zu gewinnen und langfristig zu binden. mediummagazin.de, drehscheibe.org
Termine
Die „Divers“-Konferenz widmet sich den erheblichen Herausforderungen, vor denen der Lokaljournalismus steht. Sie bringt Experten aus Verlagen, unabhängige Medienschaffende und Technologieführer zusammen, um Lösungen zu finden, wie der Lokaljournalismus im digitalen Zeitalter erfolgreich bestehen kann. Ein zentraler Schwerpunkt liegt dabei auf modernen Publishing-Plattformen, Content-Management-Systemen und der Integration von Künstlicher Intelligenz zur Effizienzsteigerung in Redaktionen. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 5. September 2024, ab 9:30 Uhr digital statt. Eine Registrierung vorab ist erforderlich. diesachsen.de, events.teams.microsoft.com
Der Lokaljournalismus-Kongress 2024 steht unter dem Motto „Demokratie und Journalismus“. Die Veranstaltung, die anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes und den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern abgehalten wird, bietet ein vielfältiges Programm mit Diskussionen und Vorträgen rund um die Zukunft des Lokaljournalismus. Die Veranstaltung findet am Montag, 16. September 2024, statt. Der Kongress wird um 15 Uhr in der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund eröffnet, mit einem Grußwort von Staatsminister Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, der die Bedeutung lokaler Medien für die Demokratie hervorhebt. Hochkarätige Gäste wie Prof. Dr. Frank Überall (KiVVON) und Dr. Tobias Krohn (Schwäbischer Verlag) werden über zukünftige Entwicklungen im Lokaljournalismus sprechen. Andreas Lamm vom Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) stellt die aktuellen Ergebnisse der Studienreihe „Feindbild Journalist:in“ vor, während Mona Rübsamen (FluxFM) den Podcast „Havelland – Wie geht’s?“ präsentiert. Der Kongress wird von den Landesmedienanstalten Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen veranstaltet. Eine Anmeldung ist bis Freitag, 6. September 2024, erforderlich. Die Veranstaltung findet in der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund statt, In den Ministergärten 3, 10117 Berlin. medienanstalt-mv.de, lokaljournalismus-kongress.de
Die Redaktionskonferenz zum Thema „Kommunalpolitik für Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten“, organisiert von der Bundeszentrale für politische Bildung bpb und dem Projektteam Lokaljournalisten, widmet sich der Frage, wie kommunalpolitische Berichterstattung in Zukunft spannend und relevant gestaltet werden kann. Die Konferenz richtet sich an Redakteure lokaler und regionaler Medienhäuser und ist Teil des Lokaljournalistenprogramms der bpb. Neben den Diskussionen und Vorträgen sind praxisorientierte Workshops und der Austausch von Best Practices geplant. Ziel ist es, innovative Konzepte zu entwickeln, die den Lokaljournalismus zukunftsfähig machen. Die Veranstaltung findet von Montag, 21. Oktober 2024, bis Mittwoch, 23. Oktober 2024, in Speyer statt. Hotel Löwengarten GmbH, Schwerdstrasse 14, 67346 Speyer. drehscheibe.org
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