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US-Stiftungen wollen Lokaljournalismus retten + Einnahmenzuwachs im Digitalen bei regionalen Abonnementzeitungen + Stabile Leserzahlen im Lokaljournalismus

August 2024

Lieber Lokalpublisher.

Nicht ganz 150 Einträge hat unser Lokaljournalismus-Digital-Atlas bislang und wir stoßen immer wieder auf neue Angebote, die wir noch nicht kennen. Falls ihr noch Angebote kennt, die nicht im Atlas vertreten sind, gern eine Mail an info@lokaljournalismus.digital.

Bei unseren digitalen Streifzügen finden wir nicht nur interessante Angebote, sondern auch innovative Werbeformen, wie bei Oberberg-Aktuell. Dazu mehr weiter unten im Newsletter. Wenn auch ihr interessante Ideen und Formate habt, lasst es uns per Mail an info@lokaljournalismus.digital gern wissen.

Viele Grüße
Julia Mayer und Egon Huschitt

NEWS

US-Stiftungen mobilisieren 500 Millionen Dollar zur Rettung des Lokaljournalismus: Angesichts der dramatischen Krise im US-amerikanischen Lokaljournalismus haben die MacArthur Foundation und die Knight Foundation beschlossen, gemeinsam mit weiteren Stiftungen und Geldgebern 500 Millionen US-Dollar in den Journalismus zu investieren. Die Initiative zielt darauf ab, dem Rückgang lokaler Nachrichtenangebote entgegenzuwirken, der zunehmend als Gefahr für die demokratische Gesellschaft betrachtet wird. Jim Brady, Vizepräsident der Knight Foundation, und John Palfrey, Präsident der MacArthur Foundation, betonen die zentrale Rolle des Lokaljournalismus für die Demokratie. Ohne lokale Berichterstattung fehle die notwendige öffentliche Kontrolle, was es Politikern und Unternehmen erleichtere, ungestraft zu agieren. Die Stiftungen haben bereits damit begonnen, die ersten Mittel zu verteilen. Darüber hinaus engagiert sich die MacArthur Foundation seit Juli auch international und unterstützt den neu gegründeten Media Forward Fund, der den Lokaljournalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz fördern soll. Palfrey betont, dass die Krise des Lokaljournalismus, wie sie in den USA zu beobachten ist, auch in Europa bevorstehen könnte, und dass es daher wichtig sei, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. zeit.de

Zeitungsverlage im Wandel: Digitale Einnahmen steigen, Print verliert weiter an Boden: Das Jahr 2023 brachte für deutsche Zeitungsverlage eine zwiespältige Entwicklung: Während die digitalen Angebote deutliche Umsatzsteigerungen verzeichneten, verlor das traditionelle Printgeschäft weiter an Boden. Diese Trends zeigen sich auch bei den regionalen Abonnementzeitungen. Der Umsatz auf dem Lesermarkt betrug hier 4,21 Milliarden Euro. Die Vertriebserlöse konnten trotz rückläufiger Print-Auflagen insbesondere durch Preiserhöhungen stabil gehalten werden. E-Paper-Abonnements gewannen hingegen zunehmend an Bedeutung, wobei die regionalen Abonnementzeitungen ihre E-Paper-Einnahmen um fast 25 Prozent auf 387 Millionen Euro steigern konnten. Der digitale Umsatz der regionalen Zeitungen, einschließlich Paid Content und Rubrikenportalen, stieg um 14 Prozent auf 823 Millionen Euro. Insgesamt erzielten die regionalen Zeitungen etwa 12 Prozent ihres Gesamtumsatzes von 5,93 Milliarden Euro durch digitale Angebote. Obwohl dieser Anteil noch relativ gering ist, zeigt er eine positive Wachstumstendenz. Im Gegensatz dazu mussten die Printverlage rückläufige Zahlen hinnehmen. Eine der größten Herausforderungen für regionale Zeitungen sind die steigenden Zustellkosten, die den Rückgang der Print-Vertriebserlöse weiter verschärfen. Diese Entwicklung führte in einigen Regionen Deutschlands, wie in dünn besiedelten Gebieten Thüringens und Brandenburgs, sogar dazu, dass keine gedruckten Zeitungen mehr ausgeliefert werden. Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger BDZV spricht angesichts der stabilen Gesamterlöse dennoch von einer „beachtlichen Leistung“. Die Branche stehe jedoch vor dem „größten Strukturwandel in ihrer Geschichte“. dwdl.de, bdzv.de (PDF)

Boulevardzeitungen verlieren drastisch, regionale Abozeitungen bleiben stabil laut MA 2024: Die aktuellen MA-Reichweiten zeigen erhebliche Verluste bei Boulevardzeitungen, während regionale Abonnementzeitungen eine stabilere Lage verzeichnen. Die „Bild“ bleibt zwar führend, verlor jedoch 8,1 % ihrer Leser, was einem Rückgang um 560.000 entspricht. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei regionalen Boulevardzeitungen wie „Express“ und „B.Z.“, die bis zu 27,5 % ihrer Reichweite einbüßten. Im Gegensatz dazu zeigen die regionalen Abonnementzeitungen weitgehend stabile Zahlen. Der „Münchner Merkur“ und das „Hamburger Abendblatt“ verzeichneten sogar Zuwächse von 40.000 bzw. 50.000 Lesern. Allerdings gibt es auch Verlierer, wie die „Main-Post“, die 70.000 Leser verlor. Diese Stabilität zeigt, dass regionale Abonnementzeitungen nach wie vor eine wichtige Rolle in der Medienlandschaft spielen, auch wenn sie mit den Herausforderungen der Digitalisierung und den veränderten Lesegewohnheiten zu kämpfen haben. meedia.de

„Leipziger Volkszeitung“ und „Sächsische Zeitung“ fusionieren ihre Sachsen-Redaktionen: Die „Leipziger Volkszeitung“ LVZ und die „Sächsische Zeitung“ SZ bündeln künftig ihre redaktionellen Kräfte in einer gemeinsamen Sachsen-Redaktion. Unter der Leitung von LVZ-Chefredakteurin Hannah Suppa und SZ-Chefredakteurin Annette Binninger entsteht eine der größten Regionalredaktionen Deutschlands, die Themen wie Landespolitik, regionale Wirtschaft sowie investigative Recherchen und Reportagen für beide Zeitungen abdeckt. Diese Kooperation soll die journalistische Schlagkraft der beiden Titel erhöhen und sie zur führenden publizistischen Stimme in Ostdeutschland machen. Die Gemeinschaftsredaktion wird insgesamt über 170 Vollzeitstellen für Journalistinnen und Journalisten verfügen. Im Zuge der Neustrukturierung reduziert sich der Personalbedarf bei der SZ um rund 30 Stellen, für die sozialverträgliche Lösungen gefunden werden sollen. Die Zusammenarbeit folgt der Übernahme der DDV Mediengruppe, zu der die „Sächsische Zeitung“ gehört, durch die Madsack Mediengruppe Anfang 2024. lvz.de

Ratgeber

Innovatives Werbeformat bei „Oberberg-Aktuell“ auf Facebook: In Zeiten von Nachrichtenwüsten und Redaktionsfusionen ist es wichtiger denn je, alle Möglichkeiten für Einnahmen auszuschöpfen. Insbesondere wenn Online nicht auf Paywalls zurückgegriffen werden möchte, muss auf Anzeigen und Werbepartner gesetzt werden. Die Internetzeitung „Oberberg-aktuell“ hat dabei eine neue Strategie speziell für ihre Werbung auf Facebook entwickelt. Dabei werden die Werbebanner direkt als Querbanner unten in das zum Artikel platzierten Foto eingefügt. Die Idee dazu entstand bei einem Brainstorming, wie die Zeitung ihre Werbeerlöse optimieren kann. Mit diesem Problem sehen sich vermutlich der Großteil der regionalen und lokalen Nachrichtenangebote konfrontiert. Diese Form der Werbung wird dabei bei jedem Artikel, der auf der Facebookseite von Oberberg-Aktuell geteilt wird, verwendet. Anfangs wurden die Werbebanner noch händisch in das Bild eingebaut. Mittlerweile können die Artikel über das Redaktionssystem auf Facebook geteilt und die Banner automatisch eingebunden werden. Für diese Werbeform hat die Internetzeitung zwei feste Werbepartner, die mittlerweile schon seit Jahren mit Oberberg-aktuell zusammenarbeiten. Negative Reaktionen – sowohl von Lesern als auch von Werbepartnern – gab es bisher keine. Oberberg-Aktuell ist eine Internetzeitung, die seine Leser mit aktuellen Nachrichten aus allen 13 Gemeinden des Oberbergischen Kreises versorgt. lokaljournalismus.digital

Jan Ippen über die digitale Zukunft des „Miesbacher Merkur“: KI, Personalisierung und neue Formate im Fokus: Anlässlich des 150. Jubiläums des „Miesbacher Merkur“ spricht Digitalchef Jan Ippen über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation im Lokaljournalismus. Seit über 26 Jahren ist der „Miesbacher Merkur“ online präsent und verzeichnet heute monatlich 1,5 Millionen Zugriffe – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 50.000 Klicks in den 2010er Jahren. Ippen betont die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz KI und personalisierten Inhalten für die Zukunft des Lokaljournalismus. KI soll nicht nur den Redaktionsprozess unterstützen und Routineaufgaben automatisieren, sondern auch helfen, Inhalte spezifisch auf die Interessen der Leser zuzuschneiden. Trotz des technologischen Fortschritts bleibt der menschliche Journalist jedoch unverzichtbar, insbesondere für kreative und investigative Arbeiten. Werbung bleibt zudem ein essenzielles Element der Finanzierung des digitalen Auftritts von „Merkur.de“. Ippen lehnt eine umfassende Paywall ab und setzt stattdessen auf maßgeschneiderte, kostenpflichtige Produkte, die den individuellen Bedürfnissen der Leser entsprechen. Gleichzeitig sollen lokale Nachrichten durch das Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk eine überregionale Reichweite erzielen und damit ihre Relevanz weiter steigern. merkur.de

Südthüringer Lokaljournalismus im Wandel: Zeitung setzt auf digitale Transformation mit weltweit zugänglichem E-Paper: „inSüdthüringen.de“ muss sich stets dem Neuen anpassen, und genau das tut die Lokalzeitung in Südthüringen. Mit einer umfassenden Transformation passt sie sich den aktuellen Anforderungen des digitalen Zeitalters an und stärkt zugleich ihre Position für die Zukunft. Die Zeitung erweitert ihre Reichweite in neuen Regionen, bietet ein weltweit zugängliches E-Paper und kombiniert gedruckte Ausgaben mit einem modernen Online-Auftritt. Seit Anfang Juli erhalten Abonnenten die digitale Version ihrer Zeitung kostenlos zur Printausgabe. Das E-Paper bietet zahlreiche Vorteile, wie Archivierungsfunktionen, Offline-Zugriff und eine Vorlesefunktion. Eine Umfrage ergab, dass bereits ein Drittel der Leser das E-Paper nutzt und fast die Hälfte der Printleser bereit ist, umzusteigen. Der Verlag reagiert auf die wachsende Nachfrage nach digitalen Inhalten und plant, diesen Bereich weiter auszubauen. Besonderer Wert wird auf qualitativ hochwertigen Journalismus gelegt, der durch die Digitalisierung Hunderttausende Leser erreicht – weit über die Region hinaus. Die Zeitung versteht sich als multimediales Unternehmen, das sowohl gedruckte Seiten als auch soziale Medien bespielt, und fördert aktiv die Einbindung der Leser und regionalen Institutionen. insuedthueringen.de

Termine

Der Strategiekreis Medien & Technologie lädt zu einer Podiumsdiskussion der Parteien zu den Brandenburger Landtagswahlen ein. Diskutiert werden soll das Thema „Zukunft der Film-, Medien- und Digitalwirtschaft in Brandenburg“. Die Veranstaltung findet am Sonntag, 22. September 2024, ab 18 Uhr im Medieninnovationszentrum Babelsberg, Stahnsdorfer Str. 107, 14482 Potsdam statt. medianet-bb.de

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