Ratgeber

„Schneller und effektiver“ – Wie Lokalzeitungen Künstliche Intelligenz einsetzen

Die brandenburgischen Lokalzeitungen Fläming 365 und Zauche 365 testen seit Mai diesen Jahres ein Projekt zur Einbindung von künstlicher Intelligenz. Möglich ist das nur, weil sie dafür eine Förderung von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg MBB erhalten. Denn die Artikel von Fläming 365 und Zauche 365 können kostenlos gelesen werden. Verfasst werden sie von rund 85 freien Bürgerjournalisten, wie das Motto der Zeitungen erkennen lässt: „von uns-für uns!“.

Weil die Autoren ohne Bezahlung und oft zusätzlich zu ihren eigentlichen Berufen für die Zeitungen schreiben, lag ein Augenmerk bei der Einbindung künstlicher Intelligenz darauf, diese Arbeit schneller zu gestalten, wie Verlagsgründer Andreas Trunschke auf einem Kongress für Lokaljournalismus im September erklärte: „Wenn man in seiner Freizeit unterwegs ist, muss das effizient passieren“. Beispielsweise nutzen die Zeitungen die KI-basierte Software GoSpeech, um Tonspuren von Interviews automatisiert zu verschriftlichen oder das Programm MurfAI, um Texte vorlesen zu lassen. Etwas abgehackt klingt die Stimme noch, doch für Menschen, die beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen haben, leistet die KI einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit. Allein in Brandenburg schätzt das Bildungsministerium die Zahl der Betroffenen auf immerhin 180.000 Menschen. Ein Teil der Texte, etwa zum Ukrainekrieg, wird zuvor noch übersetzt, um sie auch nicht-deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen. So wolle man, erläutert Trunschke, die Zielgruppe der beiden Zeitungen erweitern.

Auch die Software ChatGPT kommt zum Einsatz. Für eine Textreihe über den Klimawandel generiert sie beispielsweise Überleitungen zwischen Textteilen, die von den Journalisten selbst verfasst werden. So bleibt mehr Zeit für die Recherche vor Ort und Gespräche mit Protagonisten. Bei der Verwendung von künstlicher Intelligenz legen die Zeitungen Wert auf Transparenz: neben einem einleitenden Hinweis auf die Verwendung finden sich schon auf dem Titelbild groß die beiden Buchstaben „KI“. Skeptiker können aber beruhigt sein: „Das eigentliche Interview fand selbstverständlich zwischen Menschen statt.“

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