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Pauline Tillmann macht Karla-Magazin neu

Das Karla-Magazin aus Konstant stellte Ende 2023 den Betrieb ein, die Finanzierung war weggebrochen und als Selbstausbeutungsprojekt wollten die Macher das Projekt – zurecht – nicht fortsetzen. Nun gibt es dank einer Förderung der Deutschen Postcode Lotterie die Rückkehr des Magazin, Pauline Tillmann übernimmt als Geschäftsführerin, Sophie Tichonenko übernimmt die Projektleitung der Bürger:innenredaktionen. Über die Pläne haben wir mit Pauline Tillmann gesprochen.

Angriffe auf Journalisten steigen: Neue Studie warnt vor Selbstzensur im Lokaljournalismus

Die Zahl der physischen Angriffe auf Journalisten hat im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, so die neue Studie „Feindbild Journalist:in 8“ des European Centre for Press and Media Freedom. Während im Jahr 2022 noch 56 Fälle von physischen Angriffen auf Journalisten erhoben wurden, stieg diese Zahl im Jahr 2023 auf 69. Laut der Studie befinden sich die jährlichen Angriffszahlen seit vier Jahren auf einem hohen Niveau, wobei sich die Medienfeindlichkeit zunehmend verschärft. Insbesondere in Sachsen registrierte man einen Anstieg von Angriffen, der das Bundesland auf Platz eins der Angriffszahlen brachte.

Patrick Peltz, Co-Autor der Studie, warnt dabei vor einer beunruhigenden Entwicklung: Die Medienfeindlichkeit äußere sich nicht mehr nur in verbaler Kritik, sondern vermehrt auch in gewalttätigen Übergriffen. Im Lokaljournalismus ist die Anzahl physischer Angriffe im Vergleich zum Vorjahr zwar von zwölf auf sieben gesunken, dennoch sei die Lage für Lokaljournalisten besonders kritisch. Grund dafür ist vor allem die fehlende Anonymität: Einige der Lokaljournalisten, die 2023 von physischen und nicht-physischen Angriffen betroffen waren, waren bereits in der Vergangenheit bereits schonmal angegriffen worden. Es zeige sich also ein Sicherheitsproblem, was dazu führt, dass Lokaljournalisten, dazu tendieren, bestimmte Akteure oder Bewegungen nicht mehr zu thematisieren, um sich sicherer zu fühlen.

Trotz Maßnahmen zur Verbesserung des polizeilichen Medienschutzes und psychologischer Beratungsangebote bestehe weiterhin erheblicher Handlungsbedarf, so die Studie. Es sei wichtig, Journalisten besser zu schützen und Unterstützungsstrukturen auszubauen, um die Pressefreiheit in Deutschland zu wahren. ecpmf.eu, mdr.de

Online-Zeitung „Der Nordschleswiger“ erhält europäischen Preis für Lokalmedien

Der katalanische Medien-Dachverband AMIC hat erstmals den „International Award for Local Media“ verliehen und dabei die deutschsprachige Online-Zeitung „Der Nordschleswiger“ aus Dänemark in der Kategorie Europäische Union ausgezeichnet. Die Auszeichnung würdigt die herausragende Arbeit von „Der Nordschleswiger“ und unterstreicht die Bedeutung des Lokalen in der Medienlandschaft. Chefredakteur Gwyn Nissen betonte bei der Preisverleihung in Barcelona die Chancen, die die Digitalisierung kleinen Medien bietet, und betonte die Wichtigkeit staatlicher Unterstützung für Minderheiten-Medien wie „Der Nordschleswiger“. Nissen zeigte sich sowohl stolz als auch dankbar für die Anerkennung und betonte die Notwendigkeit der digitalen Weiterentwicklung, um die Leser in der deutschen Minderheit in Dänemark und im deutsch-dänischen Grenzland zu erreichen.

AMIC vergab neben dem europäischen Preis auch einen internationalen Preis an die lokale Onlineplattform „Outlier Media“ aus Detroit in den USA und einen katalonischen Preis an die „Revista Cambrils“. drehscheibe.org, nordschleswiger.dk

Landesmedienanstalten rügen Google wegen Verstoßes gegen Medienstaatsvertrag

Die Landesmedienanstalten haben eine offizielle Rüge gegen Google wegen eines Verstoßes gegen den Medienstaatsvertrag ausgesprochen. Dies erfolgte aufgrund der Feststellung, dass Google mit seinem Programm „Google News Showcase“ einem Verlag aufgrund angeblich zu geringer Reichweite die Teilnahme am Programm verweigerte. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten bemängelte, dass die aktuelle Ausgestaltung des Reichweitenkriteriums kleinen und neuen Marktteilnehmern keine realistische Chance bietet, am „Google News Showcase“ teilzunehmen. Insbesondere in einer Phase, in der diese auf den Zuwachs von Nutzern angewiesen seien, erschwere dieses Vorgehen die Vielfalt im Markt, da es die Entstehung neuer Meinungen behindere. Google wurde angewiesen, innerhalb von drei Monaten den Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag zu beheben. „Google News Showcase“ bietet eine Auswahl von Artikeln von Presseverlagen an, die am Programm teilnehmen. Diese Auswahl wurde bereits zuvor als wettbewerbswidrig kritisiert. dwdl.de, die-medienanstalten.de, faz.net

„karla Magazin“ wagt Neuanfang mit Pauline Tillmann an der Spitze

Nachdem das Magazin „karla“ aus Konstanz im vergangenen Jahr eingestellt werden musste, wird nun ein Neuanfang gewagt. Die Rückkehr wird durch eine Förderung der Deutschen Postcode Lotterie ermöglicht. Dabei soll Pauline Tillmann die Geschäftsführung übernehmen und sich um den neu geschaffenen Werkzeugkasten kümmern. Dieser dient dazu in Kooperation mit der Journalisten-Vereinigung „Netzwerk Recherche“ das gesammelte Wissen mit anderen Medien-Startups zu teilen. Die freie Journalistin Sophie Tichonenko ist wiederum für die Projektleitung der neugegründeten „Büger:innenredaktion“ verantwortlich. Nach eigenen Angaben steht der Relaunch der karla-Webseite unmittelbar bevor. Die Inhalte sollen bis Ende 2024 ohne Paywall oder Abo frei verfügbar sein.

Bereits 2021 wollte Gründer und Redaktionsleiter Michael Lünstroth mit dem „karla Magazin“ liefern, was mittlerweile immer mehr im Lokaljournalismus fehlte: kritische Berichterstattung, Hintergrundberichterstattung und investigative Recherchen. Da es dafür durch Einsparungen seitens der Verlage meistens an Seiten und Personal fehlt, sind solche Angebote immer weniger in Lokalzeitungen zu finden. Mit der Motivation, den Lokaljournalismus besser zu machen, tat Lünstroth sich mit Gleichgesinnten zusammen und startete ein Crowdfunding, mit dem insgesamt ein Startkapital von 100.000 Euro zusammenkam. Thematisch fokussierte sich die „karla“-Redaktion auf Schulen, Kinderbetreuung oder die Nachbarschaft zur Schweiz und lieferte Hintergrundinformationen anstatt schnelle Nachrichten. Das Magazin sollte frei und unabhängig von Werbung funktionieren. Dazu musste es sich über Abos finanzieren und hoffte zusätzlich auf Spenden. Besonders Stiftungen zögern allerdings, ihr Geld in den Journalismus zu investieren, da Gemeinnützigkeit und Journalismus bislang nicht so recht zusammen zu passen zu scheinen. Schlussendlich ging dem „karla Magazin“ 2023 das Geld aus. Aus Lünstroths Sicht hätte das Magazin im Jahr 2025 allerdings genug Abonnenten gehabt, um sich auch ohne Stiftungsgelder selbst zu finanzieren. newsroom.de, journalist.de

Simone Lange gründet neue Lokalzeitung in Flensburg

Mit dem Auflagenrückgang von Lokalzeitungen und Schließungen ganzer Redaktionen sind Neugründungen besonders selten geworden. Dennoch hat die ehemalige Oberbürgermeisterin von Flensburg Simone Lange diesen Schritt gewagt. Gemeinsam mit ihrem fünfköpfigen Redaktionsteam berichtet sie in einer Wochenzeitung über das Geschehen in der nördlichsten Stadt Deutschlands. Dazu hat sie die Wirklich Verlag GmbH mit eigenem Kapital gegründet. In Flensburg gab es zuvor bereits die Wochenzeitungen „Moin Moin“ und „Palette Nordfriesland“, die allerdings Anfang vergangenen Jahres eingestellt wurden. Die dadurch entstandene Lücke will Lange nun wieder schließen und die lokale Berichterstattung des noch verbliebenen „Flensburger Tageblatt“ erweitern sowie vertiefen. Dabei sei es nicht ihre Motivation, ein politischer Gegenpol zu sein, sondern durch Medienvielfalt zu einer gut funktionierenden Demokratie beizutragen. Auch die wachsenden Erfolge der AfD in Regionen ohne vielfältige Lokalmedien seien eine Motivation. Bislang sei Flensburg zwar eine weitgehend AfD-freie Zone, sollte es allerdings doch irgendwann zu einem Wählerzuwachs in der Stadt kommen, würde Lange dagegen ankämpfen. Dass umfassende Lokalberichterstattung beim Wahlverhalten der Bürger einen Unterschied macht, wurde zuletzt durch eine wissenschaftliche Studie von Maxim Flößer bewiesen. Die ergänzende Wochenzeitung von Lange kann sowohl als E-Paper als auch in gedruckter Form erworben werden. Die meisten wählen allerdings die Print-Ausgabe. Insgesamt stimme die Entwicklung der Auflage die Verlegerin optimistisch. demo-online.de

Forschungsprojekt Christopher Buschow und Maike Suhr untersucht zukünftige Arbeitsweisen im Journalismus

Der Journalismus befindet sich im ständigen Wandel, nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung. Prof. Dr. Christopher Buschow und Maike Suhr von der Hamburg Media School und der Bauhaus-Universität Weimar leiten nun ein Forschungsprojekt, das die Zukunft des Journalismus im digitalen Zeitalter untersucht. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, konzentriert sich das Projekt darauf, wie sich Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse in Redaktionen verändern und welche Organisationsformen der digitale Verlag des 21. Jahrhunderts benötigt.
Dazu haben die Forscher tiefgehende Fallstudien zu 11 Neugründungen im deutschsprachigen Raum durchgeführt, um Einblicke in mögliche Entwicklungspfade von journalistischer Arbeit und Zusammenarbeit zu gewinnen. Sie identifizierten dabei „good practices“ von New Work im Journalismus. Erste empirische Ergebnisse wurden kürzlich auf der 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft präsentiert und diskutiert. Das Projekt wurde im Rahmen der Sachbeihilfe „Neue Formen der organisierten Zusammenarbeit im Journalismus“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.
hamburgmediaschool.com

Wie Lokaljournalismus die Demokratie stärkt

Die Enthüllungen über den Geheimplan gegen Deutschland im Januar haben nicht nur die politische Landschaft Deutschlands erschüttert, sondern auch die Bedeutung des Lokaljournalismus unterstrichen. In einem Videogespräch unmittelbar nach der Veröffentlichung der Recherche, tauschten sich Dutzende Reporter von Lokalmedien aus ganz Deutschland über ihre Erlebnisse aus. Diese Zusammenkunft markierte den Beginn von einer nun schon seit zwei Monaten stattfindenden täglichen Vernetzung im Netzwerk von Correctiv.Lokal. Diese ermöglicht es den Journalisten, lokale Folgen zu diskutieren, Ideen für weitere Recherchen auszutauschen und gemeinsam gegen Missstände vorzugehen.
Die Reaktionen der Menschen auf die Enthüllungen des Geheimplans waren vielfältig. In einigen Städten gab es erste Proteste gegen die AfD und Rechtsextremismus, während sich in anderen Regionen Menschen verstärkt gegen rechte Umtriebe engagierten. Dabei berichten Lokaljournalisten wie Anping Richter vom Stader Tageblatt und Buxtehuder Tageblatt, Maria-Mercedes Hering von der Augsburger Allgemeinen, Jacob Queißner, freier Journalist aus Thüringen, Marc Rath von der Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung in Sachsen-Anhalt, Georg Watzlawek vom Bürgerportal Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen und Alexander Roth vom Zeitungsverlag Waiblingen in Baden-Württemberg über ihre Erfahrungen vor Ort.
Die Enthüllungen haben eine breite gesellschaftliche Diskussion angestoßen und dazu geführt, dass sich die Menschen vermehrt für Demokratie und Vielfalt stark machen. Somit hat die lokale Berichterstattung dazu beigetragen, Bewusstsein für die Gefahren rechtsextremer Ideologien zu schaffen und die Bürger zur aktiven Teilnahme am demokratischen Prozess zu ermutigen. correctiv.org, mediastories.podigee.io

Europäisches Medienfreiheitsgesetz: Neuer Schutz für Journalisten und Medien

Das Europaparlament hat vergangenen Mittwoch ein neues Gesetz zum Schutz von Journalisten und Medien vor politischer oder wirtschaftlicher Einflussnahme verabschiedet. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 464 zu 92 Stimmen bei 65 Enthaltungen wurden die neuen Regeln angenommen. Das Gesetz verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, die Unabhängigkeit der Medien zu schützen und jegliche Einmischung in redaktionelle Entscheidungen zu verbieten. Es stellt sicher, dass Behörden Journalisten nicht dazu drängen können, ihre Quellen offenzulegen, und ermöglicht den Einsatz von Spähsoftware. Das allerdings nur nach vorheriger Genehmigung durch eine Justizbehörde.
Öffentlich-rechtliche Medien müssen zudem transparent und diskriminierungsfrei geführt werden, und ihre Finanzierung muss langfristig tragbar sein. Außerdem müssen Medienanbieter Informationen über ihre Eigentumsverhältnisse veröffentlichen, um die Transparenz zu erhöhen.
Das Gesetz zielt auch darauf ab, große Online-Plattformen daran zu hindern, unabhängige Medieninhalte willkürlich einzuschränken oder zu löschen. Plattformen wie Facebook und X (ehemals Twitter) müssen unabhängige von abhängigen Quellen unterscheiden und den betroffenen Medien Zeit geben, auf Einschränkungen zu reagieren. l-iz.de

MABB vergibt Fördermittel für 36 lokaljournalistische Projekte

Zum vierten Mal fördert die mabb im Rahmen des Förderprogramms Lokaljournalismus neue Angebote in Brandenburg. Insgesamt waren bis Einsendeschluss 65 Anträge mit einem Volumen von über zwei Millionen Euro bei der mabb eingegangen. Somit war das Förderprogramm mehrfach überzeichnet und der Medienrat musste eine Auswahl treffen. Gefördert werden nun 36 lokaljournalistische Projekte für 13 Landkreise und drei kreisfreie Städte. Die Fördermittel für 2024 belaufen sich auf eine Million Euro und es können erstmals auch Projekte mit einer Laufzeit von bis zu 23 Monaten gefördert werden. Im Superwahljahr in Brandenburg mit Europa-, Landtags-, und Kommunalwahlen beschäftigen sich viele der neuen Angebote mit dem Thema Wahlen und der Einordnung der Wahlergebnisse. Dabei wird auf innovative lokaljournalistische Formate gesetzt, bei denen beispielsweise Bürger ihre Ideen einbringen können oder Künstliche Intelligenz zur Auswertung von Wahlergebnissen genutzt wird. mabb.de

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