Haftung für Bürgerreporter: Landgericht Essen stärkt Verantwortung von Medienunternehmen

Das Landgericht Essen hat entschieden, dass Medienunternehmen für fehlerhafte Inhalte von „Bürgerreportern“ haften, die auf ihren Plattformen veröffentlicht werden. Im Fokus stand das Nachrichtenportal „Lokalkompass“ der Funke Medien NRW GmbH, das Artikel sowohl von professionellen Journalisten als auch von Bürgerreportern veröffentlicht. Ein Bürgerreporter hatte im Oktober 2024 in einem Beitrag einen Kommunalpolitiker unbegründet der Beihilfe zu Kindesmissbrauch bezichtigt. Obwohl der Beitrag nach einer Abmahnung gelöscht wurde, lehnte das Portal weitergehende Haftung ab. Das LG Essen entschied jedoch zugunsten des Betroffenen: Die Veröffentlichung verletzte dessen Persönlichkeitsrecht, da sie auf einer unwahren Tatsachenbehauptung beruhte und ohne Stellungnahme oder Beweise erfolgte.

Das Gericht stellte fest, dass der Portalbetreiber den Inhalt der Bürgerreporter-Beiträge als eigene Verantwortung darstellte. Weder die Plattform noch die Beiträge machten für Leser deutlich, dass sie von Laien stammen. Zudem nutzte das Medienunternehmen die Beiträge kommerziell, etwa in Anzeigenblättern, und beanspruchte umfassende Nutzungsrechte. Das Urteil fordert Medienunternehmen auf, klar zwischen professionellen und Laieninhalten zu unterscheiden, um rechtliche Risiken zu minimieren. lto.de

Studie warnt vor Rückgang lokaler Zeitungen

Die Studie „Wüstenradar“ der Hamburg Media School zeigt erstmals, wie stark die Verbreitung lokaler Tageszeitungen in Deutschland seit 1992 zurückgegangen ist. Fast jeder zweite Landkreis verfügt mittlerweile nur noch über eine einzige eigenständige Zeitung, und sogenannte „Nachrichtenwüsten“ könnten in naher Zukunft Realität werden. Besonders betroffen sind Regionen, in denen der Übergang zu Onlineformaten nicht ausreichend begleitet wurde, wodurch viele Menschen von der lokalen Informationsversorgung abgeschnitten sind.

Christian Wellbrock, Leiter der Studie, warnt vor den Auswirkungen auf Demokratie und Gemeinwesen: Fehlender Lokaljournalismus führe zu weniger politischer Partizipation, mehr Polarisierung und einer höheren Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten in Wirtschaft und Politik. Die Studie fordert daher politische Maßnahmen wie die Anerkennung von Journalismus als gemeinnützig, Innovationsförderungen und gezielte Anreize für journalistische Tätigkeiten.

Lichtblicke bietet die Untersuchung durch Fallstudien in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, die zeigen, wie neue Modelle wie gemeinnütziger Journalismus erprobt werden. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont, investigative Recherche durch Stipendien, Beratungen und Vernetzungen zu stärken. Die Autoren und Unterstützer der Studie, darunter die Rudolf Augstein Stiftung und Transparency International Deutschland, appellieren an Politik, Medienpraxis und Zivilgesellschaft, jetzt zu handeln. Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda mahnt, dass ohne Lokaljournalismus eine zentrale Säule der Demokratie wegbreche. Die Zeit dränge, aber es sei noch nicht zu spät, um „Nachrichtenwüsten“ zu verhindern. mmm.verdi.de, meedia.de, wuestenradar.de (PDF)

Digitaler Wettstreit: Top 15 Regionalzeitungen mit den meisten Online-Artikeln

Ein Ranking des Magazins „Kress Pro“ zeigt, wie intensiv Regionalzeitungen im deutschsprachigen Raum um die Aufmerksamkeit ihres Publikums kämpfen. Durchschnittlich publizieren die untersuchten Medien 207 Artikel pro Tag mit einer Länge von etwa 348 Wörtern. Die Auswertung basiert auf Daten, die zwischen Juli und Oktober 2024 erhoben wurden.

An der Spitze des Rankings steht der „Münchner Merkur“, der täglich 375 Artikel veröffentlicht – ein Erfolg, der auch durch die Beiträge der Ippen-Zentralredaktion unterstützt wird. Dicht folgen die „Rheinische Post“ mit 362 Artikeln und die „Augsburger Allgemeine“ mit 303 Artikeln pro Tag.
Die Analyse, durchgeführt von Deep Pulse, einem Monitoring-Dienstleister, hebt außerdem hervor, wie viel Prozent der Artikel exklusiv für die jeweilige Plattform erstellt wurden. Agenturbeiträge oder Inhalte, die auf anderen Plattformen erschienen sind, wurden nicht als originär gewertet. Das Ranking gibt Einblicke in die digitale Schlagkraft regionaler Medien und zeigt, wie wichtig Eigeninhalte und regelmäßige Publikation für den Erfolg im Online-Markt sind. kress.de

Süddeutsche Zeitung stellt eigenständige Regionalteile im Münchner Umland ein

Die „Süddeutsche Zeitung“ gibt ihre eigenständigen Regionalteile im Münchner Umland auf und wird stattdessen die wichtigsten Themen der umliegenden Landkreise auf zwei Seiten bündeln. Trotz des Verzichts auf eigene Landkreisausgaben sollen Reporter in den Regionen aktiv bleiben. Betriebsbedingte Kündigungen sind laut SZ-Ressortleiter René Hofmann nicht geplant. Gewerkschaften kritisieren die Entscheidung scharf als „fatales Signal“ für die Pressevielfalt und den Lokaljournalismus in Bayern. Verdi und der Bayerische Journalisten-Verband befürchten negative Folgen für die Medienvielfalt und Abozahlen. kress.de, meedia.de, spiegel.de, medieninsider.com

Kooperation zwischen Lenfest Institute, Open AI und Microsoft fördert KI-Integration im Lokaljournalismus mit 10 Millionen Dollar

Das Lenfest Institute for Journalism, Open AI und Microsoft haben eine Kooperation zur Förderung des Lokaljournalismus durch KI-Technologien angekündigt. Im Rahmen des Lenfest Institute AI Collaborative und Fellowship Programms erhalten Redaktionen finanzielle Unterstützung, KI-Fellows sowie Zugang zu Open AI- und Microsoft-Azure-Credits. Erste Förderempfänger wie Chicago Public Media und The Philadelphia Inquirer sollen durch KI-gestützte Datenanalyse und Archivnutzung neue Geschäftsmodelle entwickeln. Mit einem Budget von bis zu 10 Millionen Dollar wollen die Partner Redaktionen stärken und den Einsatz KI-basierter Lösungen im Lokaljournalismus vorantreiben. Fünf Medienhäuser, darunter die Seattle Times und Chicago Public Media, werden in der ersten Runde KI-Stipendiaten für zwei Jahre einstellen, die an Projekten zur Stärkung von Geschäftsmodellen und der technischen Implementierung arbeiten sollen. Laut Open AI wird KI nicht Journalisten ersetzen, kann jedoch bei Recherche und Monetarisierung des Journalismus unterstützen. eulerpool.com, trendingtopics.eu

Kapital für KI-gestützten Lokaljournalismus: So verläuft der Start für Startup „Beat Squares“

Das neue Medien-Startup „Beat Squares“, gegründet vom ehemaligen stellvertretenden BILD-Chefredakteur René Bosch und dem Mitgründer des Wasserstoffherstellers HH2E, Mark Page, hat in seiner ersten Finanzierungsrunde über eine halbe Million Euro erhalten. Ziel des Unternehmens ist es, Lokal- und Regionalzeitungen mithilfe künstlicher Intelligenz zu modernen Multimedia-Plattformen weiterzuentwickeln. Die Plattform von „Beat Squares“ soll durch automatisierte Inhalte wie Podcasts, WhatsApp-Gruppen und Newsletters regionalen Journalismus näher an die Bedürfnisse der Leser bringen und dabei Redaktionen entlasten.

René Bosch erklärt, dass „Beat Squares“ ein „Drei-Stufen-System“ zur Analyse und Erstellung regionaler Themenformate entwickelt hat. Zuerst wird der Content von Partner-Medien analysiert, um zu ermitteln, welche Themen regional wichtig sind. Darauf aufbauend wird KI genutzt, um die Interessen der lokalen Zielgruppen zu erkennen und den Inhalt passend aufzubereiten. Schließlich entstehen sogenannte „Squares“, maßgeschneiderte Formate, die automatisiert in verschiedenen Kanälen wie Social Media oder Audioplattformen veröffentlicht werden. Erste Kunden sind bereits an Bord, darunter der „Tagesspiegel“, und die Resonanz auf das Konzept ist laut Bosch groß. Unterstützt wird „Beat Squares“ dabei von privaten Investoren und dem Medieninnovationszentrum Babelsberg. kress.de, beatsquares.com

KI als Rettung für Lokaljournalismus: BeatSquares will regionale Medienhäuser stärken

Das Berliner Start-up Beat Squares GmbH setzt auf künstliche Intelligenz, um lokalen und regionalen Medien im Kampf gegen Populismus und falsche Informationen zu helfen. Wie Geschäftsführer René Bosch sagt, nutzen Populisten zunehmend das Informationsvakuum in vielen Regionen, während Lokalredaktionen aufgrund der Vielfalt an Inhalten kaum mithalten können. Um dem entgegenzuwirken, analysiert das KI-System von Beat Squares journalistische Artikel auf über 400 Elemente, erstellt maßgeschneiderte Formate für unterschiedliche Zielgruppen und liefert diese auf verschiedenen Plattformen wie Tik Tok oder klassische Printmedien.

Das Ziel von Beat Squares ist es, jede Lokalredaktion zu einem multimedialen „Powerhouse“ zu machen, das seine Inhalte genau dort platziert, wo die Menschen sie konsumieren. Mit dieser Technik sollen Medienhäuser sowohl wirtschaftlich stabilisiert als auch ihre Reichweite verbessert werden. Für Co-Geschäftsführer Mark Page ist die kontrollierte und behutsame Nutzung von KI ein entscheidender Faktor, um die Herausforderungen des lokalen Journalismus zu meistern und langfristig zu sichern. kress.de

Kongress in Berlin: Die Krise des Lokaljournalismus und ihre Folgen für die Demokratie

„Demokratie und Journalismus“ lautete das Thema des diesjährigen Kongress zu aktuellen Entwicklungen der Medienbranche und der Zukunft des Lokaljournalismus. Organisiert von den fünf ostdeutschen Landesmedienanstalten bot die Veranstaltung den Teilnehmenden aus Journalismus, Medienpolitik, Medienregulierung und Wissenschaft Mitte September einen Raum, um über Journalismus zu diskutieren. Kanzler Olaf Scholz betonte dabei die Bedeutung lokaler Medien, deren Zahl jedoch stetig abnimmt. Besonders in Ostdeutschland fehlen oft Lokalzeitungen, was zu sinkender Wahlbeteiligung, wachsender Korruption und schwächerem gesellschaftlichen Zusammenhalt führt. Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, sieht in der Medienvielfalt einen Balanceakt zwischen wirtschaftlichen Realitäten und demokratischen Notwendigkeiten. Trotz wachsender Online-Nutzung bleibt das Vertrauen in regionale Medien, wie den Norddeutschen Rundfunk, stark. Doch die Konzentration von Pressehäusern schreitet voran, wie etwa die Fusion von Schweriner Volkszeitung und Nordkurier zeigt. Carsten Schneider, Bundesbeauftragter für Ostdeutschland, äußerte zudem Sorge über die schwindende Rolle von Lokalzeitungen als „Anker“ öffentlicher Debatten. Soziale Medien könnten diesen Verlust nicht kompensieren, da oft mangelnde Quellenkritik herrsche. Der Kongress hob die Notwendigkeit, Qualitätsjournalismus zu stärken und Medienschaffende besser vor Übergriffen zu schützen hervor. mmm.verdi.de

Ippen Digital setzt auf agentische künstliche Intelligenz für zukunftssicheren Lokaljournalismus

Ippen Digital will den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Redaktion weiter vorantreiben und setzt dabei auf sogenannte agentische KI. Diese soll komplexe Aufgaben autonom ausführen und Redaktionen helfen, repetitive und zeitintensive Tätigkeiten effizienter zu gestalten. Ein wichtiger Einsatzbereich dieser Technologie wird in Lokalredaktionen gesehen, wo KI-Prozesse etwa die Recherche nach lizenzfreien Bildern beschleunigen oder relevante Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenfassen sollen. Dies könnte Redakteuren helfen, schneller umfassende Berichte zu erstellen. Die Agenten-KI könnte sogar Portale autonom steuern und Inhalte konfigurieren, um den Lesern die relevantesten Informationen zu bieten.

Angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Anforderungen an die Berichterstattung, gerade in ländlichen Regionen, sei technologische Unterstützung laut dem Chefredakteur Markus Knall notwendig, um das Niveau der lokalen Berichterstattung zu halten und auszubauen. Täglich werden allein im Netzwerk von Ippen Digital rund 1.000 Lokaltexte für mehr als 100 Landkreise produziert. Mit der agentischen KI könnte diese Menge gesteigert und die Qualität gleichzeitig erhöht werden. KI würde den Redakteuren nicht nur bei der Informationsbeschaffung helfen, sondern auch automatisierte Vorschläge für Texte oder Videos liefern, um Kapazitäten für intensivere Recherchen zu schaffen. Trotz dieser Fortschritte bleibt menschliche Kontrolle entscheidend: Die KI dient der Unterstützung, aber die endgültigen redaktionellen Entscheidungen treffen weiterhin die Redakteure. kress.de

Zukunft des Lokaljournalismus: Digitaler Wandel als Chance und Herausforderung

Chefredakteur Kai Gohlke von Oberpfalz-Medien thematisierte bei einem Vortrag in Weiden die tiefgreifenden Veränderungen im Lokaljournalismus. Während die Zahl der Abonnenten gedruckter Zeitungen weiter sinkt, gewinnen digitale Abo-Modelle wie E-Paper und Plus-Abos zunehmend an Bedeutung. Ursache dafür sind demografische Veränderungen – das Durchschnittsalter von Print-Abonnenten liegt bei 68 Jahren – sowie der Verlust der regionalen Monopolstellung. Gohlke hob dahingehend die Notwendigkeit, den Lokaljournalismus konsequent auf digitale Plattformen auszurichten, hervor, um professionelle Berichterstattung auch in Zukunft zu sichern. Zudem warnte Gohlke vor den Gefahren, die durch den Wegfall des unabhängigen Lokaljournalismus entstehen könnten, wie Korruption und politischer Extremismus. Obwohl neue digitale Angebote oft wirtschaftlich nicht stabil seien, sei die Digitalisierung entscheidend, um regionale Medien langfristig zu finanzieren. Künstliche Intelligenz werde in Zukunft eine unterstützende Rolle spielen, jedoch stets unter menschlicher Kontrolle und nur in klar definierten Bereichen, so Gohlke.beiunsdaheim.de

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