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Viele Gemeinden in Baden-Württemberg ohne Lokalzeitung

In der Gemeinde Fichtenau, ganz im Osten von Baden-Württemberg, fehlt es an regelmäßiger Berichterstattung. Mit nur knapp 5.000 Einwohnern ist die Gemeinde zu klein für eine eigene Zeitung. Die Bürgermeisterin, Anja Schmidt-Wagemann, betont jedoch die Wichtigkeit von sachlicher und gut recherchierter Berichterstattung, um Missverständnisse zu vermeiden und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Das Fehlen von Lokalzeitungen in vielen Gemeinden hat laut einer Untersuchung des Journalisten und Sozialwissenschaftlers Maxim Flößer das Erstarken populistischer Kräfte begünstigt. Die öffentliche Diskussion leidet unter dem Informationsmangel, was zu Unverständnis und Missgunst führen kann.
Auch Markus Pfalzgraf, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbands Baden-Württemberg, betont die Bedeutung von Qualitätsjournalismus auf lokaler und regionaler Ebene für die Demokratie. Die Landesregierung unterstützt die lokalen Medien deswegen finanziell, um die Vielfalt und Qualität der Berichterstattung zu erhalten.
Nicht nur auf lokaler und regionaler Ebene, sondern auch auf Bundesebene wird das Thema Lokaljournalismus diskutiert. Medienstaatsministerin Claudia Roth fordert beispielsweise mehr Unterstützung für regionale Berichterstattung und eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Presseprodukte. Um die lokale Berichterstattung zu stärken, könnten unter anderem Kooperationen mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Möglichkeit sein.
Die prekäre Beschäftigungssituation vieler Journalisten und die steigenden Kosten für Nachrichtenproduktion stellen die Branche vor große Herausforderungen. Interessenverbände wie der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger fordern deswegen staatliche Unterstützung und eine Wertschätzung hochwertiger journalistischer Inhalte. kontextwochenzeitung.de

Vom Niedergang des Lokaljournalismus zum Aufstieg der AfD

Schon seit Jahren lässt sich ein rasanter Rückgang der lokalen Berichterstattung beobachten. Während die AfD seit ihrer Gründung 2013 immer mehr Wähler für sich gewinnt, gibt es immer mehr Gemeinden ohne Lokalzeitung. Aktuell ist die AfD in 14 von 16 Landtagen vertreten und wäre laut Meinungsumfragen zweitstärkste Kraft im Bundestag. Maxim Flößer hat sich gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang lokaljournalistischer Angebote und den Aufstieg der AfD gibt. Im Rahmen seiner Masterarbeit für die Universität Stuttgart hat er deswegen untersucht, ob Menschen in Gegenden ohne Lokalberichterstattung tendenziell stärker für die AfD stimmen. Dabei hat er sich auf Landkreise in Baden-Württemberg beschränkt und seine These anhand vielfältiger Datenerhebungen für die Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg verifiziert. Demnach stimmten Wähler in Gemeinden ohne Lokalzeitung tatsächlich häufiger für die AfD als in Gemeinden mit mindestens einer lokalen Zeitung. In Baden-Württemberg ist die Gesamtauflage der Lokalzeitungen zwischen 2001 und 2021 um ein Drittel gesunken. Das zeigte der Jahresbericht 2021 des Verbands der Süddeutschen Zeitungsverleger. Schon jetzt werden nicht mehr alle Landkreise von eigenständigen Lokalzeitungen oder zumindest von Lokalredaktionen überregionaler Zeitungen abgedeckt. Baden-Württemberg ist dabei jedoch kein Einzelphänomen: Auch im Rest von Deutschland schreitet dieser Trend voran. Noch gibt es deutschlandweit zwar eine relativ hohe Dichte an Lokalzeitungen, doch es herrschen große regionale Unterschiede. Während es in Bayern mehr als 50 Lokalzeitungen gibt, berichten in Thüringen gerade mal sechs Blätter vor Ort. Die Wichtigkeit lokaler Berichterstattung zeigt sich allerdings vor allem in der Vielzahl an positiven Effekten für die Demokratiezufriedenheit. Diverse Studien belegen, dass die Lokalpresse in Deutschland das höchste Vertrauen unter den Zeitungen genießt und somit als wichtigstes Medium gilt, um sich über Lokales zu informieren. Das Fehlen von Lokalzeitungen kann allerdings die Wahl von Populisten fördern, was bereits mehrere Studien aus den USA belegen. kontextwochenzeitung.de, zvw.de, youtube.com

Die Zukunft des Hyper-Lokaljournalismus: Online Tageszeitung „Mein Wandersloh“ braucht Leserunterstützung

Die Online-Tageszeitung „Mein Wandersloh“ steht nach eigenen Angaben für verlagsunabhängige, neutrale und umfassende Presse-Berichterstattung und will der Themenvielfalt der drei Ortsteile Wadersloh, Diestedde und Liesborn gerecht werden. Anders als andere Zeitungen wird dieses Angebot jedoch nicht durch Werbeanzeigen, sondern durch Unterstützerbeiträge, sogenanntes Crowdfunding, finanziert. Die finanzielle Unterstützung der Leserschaft sichert die Existenz des Mediums und ermöglicht es Benedikt Brüggenthies, Gründer und Chefredakteur von „Mein Wandersloh“ auch tiefgehende Recherchen durchzuführen und somit qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern, sagt er. Die Zukunft des Hyper-Journalismus hängt allerdings nicht nur an der Finanzierung, sondern auch an der Medienvielfalt. Bei Vor-Ort-Terminen sei Brüggenthies mittlerweile oft der einzige Pressevertreter, während sich größere Medienhäuser Presseberichte gerne direkt von Vereinen oder Gruppen zuschicken lassen. Das führe wiederum zu überwiegend inhaltsgleichen Texten. Vertrauenswürdiger und facettenreicher Journalismus ist allerdings ein wichtiges Standbein der Demokratie und lokaler Journalismus eine Investition in die Zukunft der Dorfgemeinschaft. mein-wadersloh.de

Journalismusförderung statt Presseförderung

Die geplante Presseförderung des Bundes wurde aufgegeben, und Experten diskutieren, wie es weitergehen soll. Dabei herrscht Einigkeit darüber, dass vor allem der Lokaljournalismus gefördert werden muss, um Probleme wie Populismus und Korruption zu bekämpfen. Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School, spricht sich gegen die Zustellförderung für Presseprodukte aus und betont stattdessen die Notwendigkeit einer umfassenden Journalismusförderung. Er verweist auf europäische Modelle, die eine Transformation des Journalismus unterstützen. Ein Beispiel ist die Wiener Medieninitiative, die lokale Medienprojekte finanziell unterstützt. In Deutschland gibt es bereits einige Förderprogramme auf Länderebene, aber es besteht Uneinigkeit über die Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern. Tabea Rößner, Bundestagsabgeordnete der Grünen, plädiert dafür, dass der Bund die Wirtschaftsförderung übernehmen sollte, insbesondere zur Unterstützung von Redaktionen. Dabei ist auch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Presseprodukte und Besteuerung digitaler Werbeumsätze denkbar, um Mittel für die Medienförderung bereitzustellen. newsroom.de

Schweizer Bundesrat Albert Rösti will private Medien fördern

Der Bundesrat der Schweiz hat neue Vorschläge zur Medienförderung publiziert. Zur Debatte steht beispielsweise die Idee, alle elektronischen Medien bei der Ausbildung, bei Agenturleistungen, der Selbstregulierung der Branche sowie digitalen Infrastrukturen zu fördern. Doch damit nicht genug: Auch sollen Redaktionen unabhängig davon, ob sie im Print oder online veröffentlichen, basierend auf der Anzahl an Journalistenstellen oder Umsatzquoten finanziell unterstützt werden. Das Hauptaugenmerk soll dabei vor allem auf kleinen, lokalen und regionalen Redaktionen liegen. Das Ziel dahinter ist, der Medienkonzentration entgegenzuwirken. Auch Gratismedien sollen nach den Vorschlägen des Bundesrats profitieren. Bislang erhalten private Printmedien so genannte indirekte Subventionen in Form von Posttaxenverbilligung. Das bedeutet, dass die Zeitungausträger zu vergünstigten Tarifen arbeiten. Onlinemedien erhalten aktuell keine Förderung. nzz.ch

Wer hinter dem kontroversen Blog “Ruhrbarone” steckt

In dem Blog „Ruhrbarone“ aus Bochum werden regelmäßig Texte zu Politik, Musik und Sport – hauptsächlich zum BVB und Schalke – veröffentlicht. Herausgeber der „Ruhrbarone“ ist Stefan Laurin, freier Journalist unter anderem für „Welt“ und die „Jüdische Allgemeine“. Während Kritiker den Blog als diffamierend und aggressiv bezeichnen, hat Laurin dafür wenig Verständnis. In der Vergangenheit haben die „Ruhrbarone“ kontroverse Themen aufgegriffen und waren vor allem in Bezug auf den Kampf gegen Antisemitismus präsent. Aufmerksamkeit erlangte der Blog beispielsweise durch die Forderung „Transform Gaza to Garzweiler“ auf Facebook oder durch das Twittern einer Grafik mit der regionalen Höchsttemperatur im Februar 1945 anlässlich des Jahrestages der Luftangriffe auf Dresden. Unterstützt wird Laurin von agilen Gleichgesinnten, Leserinnen und besser Informierten. Die Beiträge werden laut Laurin von einer Handvoll Autoren geschrieben, die kein Honorar erwarten und dessen Texte praktisch nicht redigiert werden. Das macht die Breitenwirkung des Blogs umso erstaunlicher. Die Beschuldigten kommen in den Artikeln nicht immer zu Wort, was Laurin damit begründet, dass dafür bei perfekter Quellenlage keine Notwendigkeit bestünde. Außerdem sei noch nie ein Fehler passiert. sueddeutsche.de

Funke-Verlegerin Julia Becker prognostiziert datenorientierten Journalismus

In einer Rede vor den Mitgliedern des Industrieclubs Weimar beschreibt die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Gruppe Julia Becker den Journalismus der Zukunft als datenorientiert, nicht als datengetrieben. Damit meint sie, dass Journalisten Themen, die sie für relevant halten, auch dann recherchieren, wenn keine großen Abrufzahlen erwartbar sind. Dadurch soll verhindert werden, dass geschieht, was laut Studien in ländlichen Regionen in den USA längst Realität geworden ist: Dort, wo Lokaljournalismus ausgestorben ist, gebe es keine unabhängigen Informationsquellen mehr. Daher sinke sowohl das zivilgesellschaftliche Engagement in Vereinen als auch die Wahlbeteiligung. Um eine solche Entwicklung in Thüringen und anderen Teilen von Deutschland zu vermeiden, sei es wichtig, dass der Wahrheit verpflichteter Journalismus den gesellschaftlichen Diskurs im Internet bestimmt. morgenpost.de

Steht das Ende der Printmedien bevor?

Schon seit Jahren wird der mögliche Zusammenbruch der Printmedien diskutiert. Auslöser sind vor allem die Digitalisierung und das Internet. Diese führen zu rückläufigen Auflagen und Anzeigenerlösen, da Leser vermehrt digitale Inhalte konsumieren, schreibt Andreas Möhle CDO von Peine APP Aktuell in einer Mitteilung. Im Gegensatz zu den kosteneffizienteren digitalen Formten, ist die Produktion von Printausgaben teuer. Viele Medienunternehmen investieren daher überwiegend in digitale Innovationen. Lösungsansätze für Städte und Landkreise beinhalten dabei den Aufbau eigener digitaler Plattformen, die Förderung von lokalem Journalismus und die Nutzung sozialer Medien. Gewerbliche Werbetreibende müssen sich außerdem an die veränderten Gegebenheiten anpassen und verstärkt auf Online-Werbung setzen. Dabei bieten ihnen digitale Plattformen eine Möglichkeit, lokale Zielgruppen gezielt anzusprechen und ihre Präsenz zu stärken. openpr.de

Die Zukunft der Zeitungen liegt im Digitalpublishing

Für das Jahr 2024 wird mit einem Rückgang der Printauflagen um sieben Prozent gerechnet. Dennoch herrscht bei den Zeitungsverlegern und Digitalpublishern keine Krisenstimmung sondern überwiegend Optimismus. Das liegt vor allem am Zuwachs von E-Paper-Ausgaben um 16 Prozent und beim Paid-Content um 22 Prozent. Dies sind die Ergebnisse der Trendumfrage der Zeitungsbranche vom Branchenverband BDZV. Das Plus im digitalen Bereich lässt rund zwei Drittel der befragten Chefredakteure und Geschäftsführer positiv auf das kommende Jahr blicken. Auf lange Sicht wird ein komplett veränderter Markt vorhergesagt. Während das Printgeschäft heute noch 70 Prozent des Markts ausmacht, gehen die Entscheider für 2030 von einem Rückgang des Marktanteils auf nur 38 Prozent aus. tagesspiegel.de

Wie Lokaljournalismus in den Sozialen Medien funktioniert

Mittlerweile haben auch die meisten Lokalzeitungen professionelle Auftritte in den Sozialen Medien. So auch die Angebote des Medienunternehmens VRM. Zum Repertoire des Medienunternehmens gehören unter anderem Lokalzeitungen aus den Städten Mainz, Darmstadt und Wiesbaden. Während früher noch so gut wie jeder Haushalt ein Zeitungsabonnement hatte, haben sich heutzutage die Ansprüche der Menschen an die Medien geändert. Viele rezipieren Nachrichten nur noch ausschließlich online oder über die sozialen Medien. Die Leserschaft kann hier Themenvorschläge machen und Rückmeldungen geben. Gleichermaßen haben die Lokalzeitungen die Möglichkeit, ihr Angebot zu präsentieren und Leser für ihre Themen zu gewinnen.

Bei der VRM kümmert sich das Digital Hub um den Online-Auftritt und die Strategien auf den sozialen Medien. Rein wirtschaftlich gesehen, ist für sie Facebook am wichtigsten, da hier am meisten Klicks auf die Artikel der Lokalzeitungen generiert und neue Abonnements abgeschlossen werden. Die Wichtigkeit von Instagram ist aber dennoch nicht zu unterschätzen, da hier vor allem der Meinungsaustausch im Vordergrund steht und sich die Inhalte und Contentstrategien so besonders effektiv anpassen lassen. Welche Themen ausgespielt werden variiert tatsächlich von Plattform zu Plattform, weil die Zielgruppen sich sehr unterscheiden. Auf Facebook muss man eine breite Zielgruppe mit einer großen Menge an vielfältigen Themen versorgen, während auf Instagram eine deutlich jüngere, spezifischere Zielgruppe vorhanden ist.

Das Verhalten der Leserschaft in den sozialen Medien unterscheidet sich auch von Lokalzeitung zu Lokalzeitung: In Mainz ist Humor fester Bestandteil der Kommentarspalten und positive Themen, die den tollen Charakter der Stadt widerspiegeln, funktionieren besonders gut. Dem gegenüber steht Darmstadt in der die Leser zwar auch gerne positives über ihre eigene Stadt lesen, aber besonders kritisch mit dem Journalismus als auch mit der städtischen Politik sind. Ein besonders kritisches Thema ist der Verkehr. Hier geraten die Fahrradfahrer und Autoliebhaber gerne aneinander. Wiesbaden liegt diesbezüglich irgendwo zwischen Mainz und Darmstadt. Besonders beliebt bei den Wiesbadenern sind alle Themen rund um die Tierwelt. Zwischen all den Kommentaren tauchen auch immer wieder Beleidigungen und Hasskommentare auf. Bei der VRM gibt es dafür eine Netikette. Wenn sich die Nutzer nicht daran halten, werden die Kommentare mit einem entsprechenden Hinweis gelöscht. Bei der Vorfilterung hilft eine KI, die Entscheidung einen Kommentar zu löschen liegt letztendlich aber immer noch bei einem Mitarbeiter. Es kommt auch immer wieder vor, dass Kommentare zur Anzeige gebracht werden, weil darin üble Beleidigungen oder Drohungen geäußert werden. main-spitze.de

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