Studie warnt vor Rückgang lokaler Zeitungen

Die Studie „Wüstenradar“ der Hamburg Media School zeigt erstmals, wie stark die Verbreitung lokaler Tageszeitungen in Deutschland seit 1992 zurückgegangen ist. Fast jeder zweite Landkreis verfügt mittlerweile nur noch über eine einzige eigenständige Zeitung, und sogenannte „Nachrichtenwüsten“ könnten in naher Zukunft Realität werden. Besonders betroffen sind Regionen, in denen der Übergang zu Onlineformaten nicht ausreichend begleitet wurde, wodurch viele Menschen von der lokalen Informationsversorgung abgeschnitten sind.

Christian Wellbrock, Leiter der Studie, warnt vor den Auswirkungen auf Demokratie und Gemeinwesen: Fehlender Lokaljournalismus führe zu weniger politischer Partizipation, mehr Polarisierung und einer höheren Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten in Wirtschaft und Politik. Die Studie fordert daher politische Maßnahmen wie die Anerkennung von Journalismus als gemeinnützig, Innovationsförderungen und gezielte Anreize für journalistische Tätigkeiten.

Lichtblicke bietet die Untersuchung durch Fallstudien in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, die zeigen, wie neue Modelle wie gemeinnütziger Journalismus erprobt werden. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont, investigative Recherche durch Stipendien, Beratungen und Vernetzungen zu stärken. Die Autoren und Unterstützer der Studie, darunter die Rudolf Augstein Stiftung und Transparency International Deutschland, appellieren an Politik, Medienpraxis und Zivilgesellschaft, jetzt zu handeln. Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda mahnt, dass ohne Lokaljournalismus eine zentrale Säule der Demokratie wegbreche. Die Zeit dränge, aber es sei noch nicht zu spät, um „Nachrichtenwüsten“ zu verhindern. mmm.verdi.de, meedia.de, wuestenradar.de (PDF)

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