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Verantwortung und Einfluss von Lokalmedien

In den USA vertrauen die meisten Leser*innen ihren Lokalzeitungen eher als den landesweiten Medien. Doch das kann Gefahren bergen: Der rechtskonservative Sender Sinclair Broadcasting kauft Lokalsender an, um eigene polemische oder irreführende Inhalte zu verbreiten. Forscher haben nachgewiesen, dass in Gebieten mit Sinclair-Einfluss das Unternehmensverhalten in den Bereichen Umwelt, Management und Soziales abnimmt. Ungefähr die Hälfte der amerikanischen Haushälte konsumieren Sender der Sinclair-Gruppe. In Deutschland ist der Lokaljournalismus, durch seine finanzielle Lage, ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt. Politische Angriffe und Übernahmen könnten die Vielfalt gefährden. Die Studie betont, dass solche Angriffe am meisten rechten Gruppen und unaufmerksamen Unternehmen nutzen. taz.de

Facebook wird den Lokaljournalismus mit einer Investition von 300 Millionen Dollar unterstützen

Facebook plant, innerhalb von drei Jahren 300 Millionen Dollar in journalistische Projekte zu investieren, insbesondere zur Förderung lokaler Informationen, die unter der digitalen Revolution leiden. Campbell Brown, Vice President of Media Relations, betonte den Kampf gegen Desinformation und schlechte Qualität. Die Initiative entstand, als man befürchtete, dass die Monopolstellung der Plattform auf dem Internet-Werbemarkt den Übergang der Medien zum Digitalen behindert. Facebook hatte bereits das „Facebook Journalism Project“ gestartet, um die Verbindung zwischen der Plattform und den Medien zu stärken. Google hat für 2018 ebenfalls 300 Millionen Dollar angekündigt, um Falschinformationen zu bekämpfen und vertrauenswürdige Medien zu unterstützen. komogame.com

„Neue Lausitz“ als digitale Zeitung gestartet

Die digitale Zeitung „Neue Lausitz“ soll das Leitmedium für den Strukturwandel in der Lausitz durch den Kohleausstieg werden. Gründerin Christine Keilholz möchte eine andere Berichterstattung bieten und informierte Bürgerinnen durch „Deep Journalism“ ansprechen. Die Zeitung erscheint wöchentlich als Newsletter und behandelt Themen wie Ansiedlungen, Unternehmen, Förderpolitik und wissenschaftliche Entwicklungen in der Region. Gastautorinnen sind eingeladen, sich an Debatten zu beteiligen. Das Bezahlmodell ist erfolgreich, mit mehreren Tausend Leser*innen, von denen einige hundert zahlende Abonnenten sind. Die Herausforderung besteht darin, die „Neue Lausitz“ als kritisches Medium von Regionalmarketing abzugrenzen und gleichzeitig die Probleme der Region kritisch zu beleuchten. verdi.de

Blendle stellt Dienst in Deutschland ein

Der deutsche Online-Kiosk Blendle schließt am 3. September, fast acht Jahre nach seinem Start. Die Plattform befand sich schon länger in einem schleichenden Niedergang, da viele Verlage ihre Inhalte zurückgezogen hatten. Die verbleibenden Verlage boten ihre Artikel weniger aus Überzeugung an, sondern weil es weniger Aufwand bedeutete, sie dort zu belassen. Blendle ermöglichte den Einzelverkauf von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln ohne Abonnement. Ursprünglich als „Spotify des Journalismus“ bezeichnet, hat sich das Geschäftsmodell des Einzelverkaufs jedoch nicht wie erhofft durchgesetzt. Stattdessen setzten die Verlage verstärkt auf Abo-Modelle. Blendle konnte keine eigene Community aufbauen und wurde schließlich von Readly übernommen, einem E-Paper-Angebot mit eingeschränkten Funktionen. uebermedien.de

„Die Pressefreiheit muss auch in Siegen verteidigt werden“

In der nordrhein-westfälischen Stadt Siegen steht die „Siegener Zeitung“, die größte Lokalzeitung der Region, vor Herausforderungen im Lokaljournalismus. Am 11. Juli berichtete die Zeitung anonym über Vorwürfe gegen einen Abteilungsleiter der örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK). Dieser habe eine Auseinandersetzung mit seiner Lebensgefährtin gehabt, die von deren Tochter mit dem Handy gefilmt worden sei. Auf dem Video ist auch ein Anruf des IHK-Mitarbeiters zu sehen, der den Chef eines Geschäftspartners anruft und Konsequenzen für die junge Frau fordert, die den Vorfall gefilmt hatte. Sie hat einen Ausbildungsplatz bei der IHK. Die Zeitung erfuhr von dem Vorfall durch eine öffentliche Gerichtsverhandlung. Die IHK kündigte daraufhin zwei Anzeigenverträge mit der Zeitung und sagte ihre Teilnahme an einer Jubiläumsfeier ab. Die Zeitung sieht darin einen Angriff auf die Pressefreiheit und beklagt den wirtschaftlichen Druck. Der Chefredakteur betont die Bedeutung der Meinungsfreiheit und will das Gespräch mit der IHK suchen, um die Aufgaben des Journalismus zu erläutern. uebermedien.de

„Helmut Hobmaier hat die Idee einer Heimatzeitung gelebt“: Weggefährten erinnern sich an eine Ära

Nach 26 Jahren beim Freisinger Tagblatt geht Helmut Hobmaier in den Ruhestand gegangen. Gelobt wurde seine Fähigkeit, jeden zu Wort kommen zu lassen und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Hobmaier sei ein engagierter und fairer Journalist gewesen, der die Bedeutung des Lokaljournalismus für die Gesellschaft sehr ernst genommen habe. Mit fundierten Recherchen und Hintergrundberichten konnte er sich mit seinem Team gegen neue Medien und Formate behaupten. Seine Arbeit ging auch über den Journalismus hinaus: Hobmaier setzte sich auch für Menschen in Not in seiner Stadt und im Landeskreis ein. Als Nachfolger von Hobmaier wurde Manuel Eser zum Leiter der FT ernannt. merkur.de

Verein für Lokaljournalismus in Bergneustadt gegründet

Am 7. Juli 2023 fand in Bergneustadt die Gründungsversammlung des Vereins zur Förderung von Lokaljournalismus, Meinungs- und Informationsvielfalt in NRW statt. Der Verein möchte den Lokaljournalismus unterstützen und allen interessierten Personen eine Plattform bieten, unabhängig von redaktionellen Texten, Bildern oder Videobeiträgen. Eine neutrale Berichterstattung ist dabei essentiell. Die erstellten Inhalte sollen kostenfrei für alle Medien in Nordrhein-Westfalen zugänglich sein. Andrea Bieker wurde zur Vereinsvorsitzenden gewählt, unterstützt von Efrem Lemonis als 2. Vorsitzender und Sven Oliver Rüsche als Kassenwart. Der Vereinssitz ist in Olpe am Biggesee. oberberg-nachrichten.de

Medienmacher diskutieren über Lokaljournalismus in Krisenzeiten

Auf den Lokalrundfunktagen in Nürnberg wurde diskutiert, wie Lokaljournalismus in Krisenzeiten relevant bleiben kann. Radio Arabella versucht beispielsweise, positive Emotionen zu verbreiten, um Menschen nicht weiter zu beunruhigen. Konstruktiver Journalismus bietet laut Relevanzreporter die Möglichkeit, Lösungsideen anzubieten und Nutzer aus Ohnmachtsgefühlen zu befreien. Lokaljournalisten wurden als Experten für globale Krisen bezeichnet, da viele Themen in den Rathäusern ankommen. Die Herausforderung besteht darin, glaubwürdig und verlässlich zu bleiben und sich auf veränderte Reaktionen der Zuschauer einzustellen, die seit der Corona-Pandemie weniger verschiedene Ansichten tolerieren. sonntagsblatt.de

Vernetzen, fortbilden, Demokratie fördern: Neue Konferenz für Lokaljournalismus in Erfurt

Am 21. und 22. Oktober 2023 findet in Erfurt zum ersten Mal die Fachkonferenz CORRECTIV.Lokal statt. Organisiert wird das Netzwerktreffen vom Fachgebiet Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt. 200 Medienschaffende aus Hörfunk, Bewegtbild, Online und Print aus ganz Deutschland kommen zusammen, um über die Zukunft des Lokaljournalismus zu diskutieren. Ziel der Konferenz ist es, die Lokalberichterstattung zu modernisieren, eine vertiefte Berichterstattung zu fördern und damit die Demokratie zu stärken. Early-Bird-Tickets kosten 20 Euro und können jetzt schon hier online gebucht werden.

Vielfalt und Wettbewerb im Lokaljournalismus: Das Beispiel Dortmund

Vor zehn Jahren schloss die Westfälische Rundschau in Dortmund, was zu einem Rückgang der lokalen Medienvielfalt führte. Die Ruhr Nachrichten übernahmen den Lokalteil der WR, was von einigen als „Zombie-Zeitung“ bezeichnet wurde. Die Situation des Lokaljournalismus und ihre Auswirkungen auf die Qualität der Berichterstattung, Meinungsvielfalt und Demokratie waren Thema einer Diskussionsveranstaltung des Presseclubs Ruhr. Es gab unterschiedliche Ansichten zur Monopolisierung und den Auswirkungen auf den Zeitungsmarkt. Alternative Angebote wie die Nordstadtblogger in Dortmund sind in den letzten zehn Jahren entstanden, stehen aber vor Herausforderungen bezüglich Finanzierung und Vielfalt. Nordstadtblogger bietet nun kostenpflichtige Funktionen an, während RUMS ein Abo-Modell mit verschiedenen Preisoptionen eingeführt hat. de.ejo-online.eu

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