Florian Kirner, Journalist aus Hildburghausen, hat sich in den letzten Wochen in den USA umgesehen, um die Unterschiede zwischen amerikanischem und deutschem Lokaljournalismus zu beleuchten. Der derzeitige US-Präsidentschaftswahlkampf zeigt eine klare Abkehr vom traditionellen Journalismus: Anstelle von Printmedien und klassischen TV-Auftritten setzen Kandidaten wie Trump und Harris zunehmend auf gezielte Ansprache ihrer Wählerbasis über digitale Kanäle. So erscheinen beide in populären Podcasts, die Millionen Klicks generieren und die direkte Ansprache bestimmter Zielgruppen ermöglichen.
Im Alltag zeigt sich eine ähnliche Tendenz: 78 % der US-Amerikaner rufen Nachrichteninhalte primär über das Mobiltelefon ab. In Städten wie Boulder sind Printprodukte kaum noch präsent. So stieß Kirner nur vereinzelt auf Zeitungskästen, die sich jedoch meist als leer oder mit Gratisblättern gefüllt erwiesen. Zwar fand er die „Boulder Daily Camera“ als Printausgabe, doch vor Ort erklärten ihm zwei Leser, dass sie die Lokalzeitung digital konsumieren und sich an die Printversion kaum erinnern. Das Print-Exemplar wurde eher als „Nostalgieobjekt“ wahrgenommen.
In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild: Nach wie vor sind Lokal- und Regionalzeitungen das wichtigste Nachrichtenmedium. Laut Statistischem Bundesamt lesen 35,5 Millionen Bundesbürger regelmäßig Zeitungen, mit 28,1 Millionen Menschen greifen noch täglich zu Regional- und Lokalzeitungen. Während also in den USA die Digitalisierung den Lokaljournalismus stark verändert hat, bleibt er in Deutschland ein zentraler Bestandteil der Mediennutzung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. insuedthueringen.de