Ratgeber

Massen-Upload nicht nur für die Massenmedien – Bundesarchiv bietet über Wikimedia Commons digitalen Zugang zu mehr als 100.000 frei zugänglichen historischen Bildern

Weit mehr als 13 Millionen digitalisierte Bilder, Luftbilder und Plakate zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts schlummern im Bundesarchiv. Mehr als 100.000 Bilder zu historischen relevanten Themen und Personen sind seit einigen Jahren nicht nur einen Klick entfernt, sondern in weiten Teilen sogar kostenlos verfügbar. Dank jahrelanger Fleißarbeit wurden sie erst im Bundesarchiv digitalisiert und dann in Wikimedia Commons, einem Schwesternprojekt der Online-Enzyklopädie Wikipedia, kategorisiert. Das Ergebnis ist eine mögliche Bildrecherche nach Motiv, Jahreszahl, Namen der abgebildeten Menschen oder des Fotografen, nach Format oder dem für Medienschaffende so wichtigen Filter „kostenfreie Aufnahme“.

All diese Fotos sind nicht nur eine wertvolle Ressource für Historiker, sondern vor allem auch für alle Journalisten, durch die die Bilder eine breite Öffentlichkeit erlangen. Insbesondere für Lokaljournalisten bieten sie damit eine großartige Quelle, um ihren Leserinnen und Lesern Geschichten in ihrem unmittelbaren Umfeld damals und heute auch bildlich näher zu bringen. Ob Aufnahmen vom Besuch des Königs von Afghanistan vor dem Brandenburger Tor 1928, von den Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg in Potsdam 1966 oder von Olaf Scholz mit dem ukrainischen Präsidenten im Bundestag 2024, jeder noch so kurze Text kann Dank der Datenbank mit oft mehr als nur einem Fotodokument die informative und bekräftigende Aussage eines Bildes nutzen.

Hintergrund dieser wertvollen Archivs ist übrigens eine öffentlich-private Kooperation, der 2008 (so schrieb damals die taz in ihrer Dezember-Ausgabe) „eine Vorbildfunktion zukommen könne“. Damals spendete das deutsche Bundesarchiv mit Sitz im Koblenz Wikimedia Commons 100.000 digitalisierte Fotografien. Wikimedia Commons wird als Online-Medienbibliothek von der Wikimedia Foundation betrieben. Ihr Hauptziel ist es, Medieninhalte unter freien Lizenzen zu sammeln und zu zugänglich zu machen – übrigens auch Fotografien, Zeichnungen, Gemälde, Karten, Audio- und Videoaufnahmen. Sie können frei verwendet, bearbeitet und weiterverbreitet werden, solange die Urheber korrekt angegeben werden. Besonders wertvoll ist dabei auch die Verknüpfung der gezeigten Personen mit der deutschen Wikipedia-Personendatenbank. Damit stellt dieser Massen-Upload einen doppelt wertvollen Beitrag dar: zentrale Verfügbarkeit historischer Fotos in freien Lizenzen und gleichzeitig verlässliches Bildmaterial samt weiterführenden Informationen für die breite Öffentlichkeit.

Mit Bildern Geschichten erzählen – so wichtig ist Fotografie im Lokaljournalismus

Erst kommt das Bild, dann die Lektüre. Wenn es früher noch hieß „Wer schreibt, der beliebt“, so müsste es heute heißen „Wer gut fotografiert, reüssiert“. Visuell gut aufbereitete Texte erhalten grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit. Gerade für One-Wo*Man-Journalisten heißt diese Erkenntnis: Neben Recherche, Interview und Schreiben braucht es eine große Portion Zeit vor Ort für das Fotografieren und am Schreibtisch für Bildauswahl und -bearbeitung.

Dank Smartphone ist zwar die Hemmschwelle beim Fotografieren technisch und künstlerisch gesunken. Nebenbei sind Fotos ebenso wie Bewegtbilder ein willkommenes Nebenprodukt für die zeitnahe und selbstverständlich gewordene Verwendung auf Social Media-Kanälen, Kürzen und Bearbeiten erfolgen dank diverser Tools und Apps schnell und intuitiv. Gleichzeitig ist der Anspruch an Bilder, die aussagekräftig sind und emotional mitnehmen, durch die permanente Bilderflut und die zunehmende Existenz KI-generierter Bilder gestiegen. Das bedeutet, dass die Bilder einer Digitalkamera immer vorzuziehen sind, da die Qualität von Handy-Bildern oft (noch) nicht ausreichend ist. Vor einem Ortstermin lohnt sich außerdem nicht nur ein prüfender Blick auf den Ladezustand der Batterie, sondern auch auf den Speicherchip. Gerade Vielfotografierer müssen da aufpassen!

Vor Ort müssen Ohr und Linse eines Journalisten gleichermaßen sensibel sein, d.h., es darf niemand fotografiert werden, der zuvor nicht gefragt worden ist. Es lohnt sich auf jeden Fall, nicht wahllos drauflos zu knipsen, sondern je nach Thema des Textes oder Interviews das Motiv oder die Gruppe von Menschen analog zum geplantem Textinhalt auszuwählen. Vielleicht bietet sich auf ein interessanter Blickwinkel oder eine ungewöhnliche Aufstellung an. Grundsätzlich bringt eine große Bildauswahl garantiert ein besseres Ergebnis. Nicht vergessen: Vor- und Zunamen aller aufgenommenen Personen in der richtigen Reihenfolge notieren und die Schreibweise unbedingt von ihnen überprüfen lassen, das spart im Nachhinein Zeit und Ärger. Technisch unbedingt die Lichtverhältnisse, das benötigte Bildformat sowie Hintergrund und Umgebung des Motivs kritisch beachten und einen ausreichend großen Rand um den gewünschten Bildausschnitt wählen. Last but not least: Sofort prüfen, ob die Aufnahmen scharf genug sind (sonst wiederholen) sowie eine Bildbreite von mind. 2000 Pixel und das Dateiformat .jpg beachten.

Zurück am Schreibtisch ist das wichtigste Auswahlkriterium bei der Sichtung der Bilder, den Textinhalt im Bild wiederzugeben (also keine sog. Text-Bild-Schere), die im Text beschriebenen Personen abzubilden und die ansprechendsten, also emotional stärksten Fotos zu wählen. Danach heißt es starke Aufnahmen mit Copyright versehen und strukturiert archivieren, schwache vom Speicherchip löschen und die Batterie für den nächsten Einsatz sofort wieder aufladen.

Digitale Innovationen revolutionieren lokalen Journalismus: Die Erfolgsgeschichte der „Rheda-Wiedenbrück App“

Die „Rheda-Wiedenbrück App“ hat sich als wegweisendes Beispiel für die Transformation lokaler Medien in die digitale Ära etabliert. Nicht nur als Informationsmedium für die rund 50.000 Einwohner der Stadt, sondern auch als herausragendes Stadtmagazin einer Mittelstadt in Deutschland wird sie gefeiert. Dank innovativer digitaler Technologien bietet die App relevante regionale Inhalte in Echtzeit und geht dabei über traditionelle Formate hinaus.

Hinter diesem Vorstoß steht „Lokalpioniere“, ein Unternehmen aus Bielefeld, das lokale Medien in die digitale Zukunft führt. Alexander Martinschledde, Geschäftsführer von „Lokalpioniere“, betont die erfolgreiche Umsetzung der Transformation lokaler Medien in verschiedenen Städten Deutschlands. Zusammen mit Michael Fritzsch hat das Unternehmen ein Modell der Smart City geschaffen, das die Stärken traditioneller Medien nutzt und durch digitale Technologien ergänzt.

Die „Rheda-Wiedenbrück App“ spiegelt die Dynamik und Vielfalt der Stadt wider und hat durchweg positives Feedback erhalten. Dies bestätigt, dass der digitale Weg der richtige ist, um den Herausforderungen in der heutigen Medienlandschaft gerecht zu werden und lokale Medien dauerhaft zu stärken. In einer Zeit, in der viele lokale Zeitungen und Magazine mit rückläufigen Leserzahlen zu kämpfen haben, zeigt Rheda-Wiedenbrück, dass durch Innovation und Engagement eine neue Ära des Lokaljournalismus eingeläutet werden kann. ad-hoc-news.de

Warum wir den Lokaljournalismus brauchen – Christopher Buschow im „Entscheider-Podcast“

Christopher Buschow, Professor für Digitalen Journalismus, warnt im „Ent­scheider-Podcast“ von Lars Haider vor den Konsequenzen des Verschwindens des Lokaljournalismus: „Wenn der Lokaljournalismus verloren geht, bekommen wir Probleme mit der Demokratie“, betont er. Was Buschow Sorgen bereitet sind vor allem der Anstieg der Korruption und der Rückgang der Wahlbeteiligung aufgrund fehlender lokaler Presse. Lars Haider argumentiert, dass die Papierzeitung zwar nicht vollständig verschwinden wird, aber Print-Journalismus teuer ist. Er veranschaulicht dies am Beispiel des „Abendblatts“, das jährlich 55 Millionen Euro einsparen würde, wenn es auf den Druck verzichten würde. Haider gibt wiederum den positiven Ausblick, dass die Digitalerlöse bereits jetzt die Redaktion der Zeitung vollständig finanzieren können. turi2.de, open.spotify.com

Forum Lokaljournalismus 2024: Studierende präsentieren Thesen für die Zukunft

Rund 150 Journalisten kamen in Ingolstadt zusammen, um drei Tage lang über die Zukunft des Lokaljournalismus zu diskutieren. Den Rahmen dafür bot das Forum Lokaljournalismus 2024, das in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt organisiert wurde. Insbesondere die Verwendung und das Potential von KI stand an den drei Tagen im Mittelpunkt. Vertreter verschiedener Verlage berichteten über ihre Erfahrung mit KI und Lokaljournalisten diskutierten über den Einsatz von KI im Journalismus, Ethik und Regulierung.

Neben KI wurde auch über die Zukunft des Lokaljournalismus im Allgemeinen geredet. Dazu stellten Studierende der Universität Eichstätt gemeinsam mit ihrem Professor für Journalistik Klaus Meier sieben Thesen auf. Sophie Hepach regte dabei zum konstruktiven Journalismus an, der die Leserschaft mit Lösungen inspiriert, nicht nur Probleme aufzeigt und zum Bezahlen animiert. Außerdem sei der Lokaljournalismus im Lokalen unverzichtbar, da er laut Luis Beyerbach eine kritische Instanz darstelle und eine wichtige Rolle in der Demokratie stelle. Für die Zukunft des Lokaljournalismus hob Johanna Bernklau zudem die Wichtigkeit flexibler Arbeitsstrukturen hervor, um den Nachwuchs zu fördern. Zudem sei der Austausch mit der Leserschaft entscheidend, um das Vertrauen in das Medien zu stärken und somit langfristig eine Community aufbauen zu können. Insgesamt müsse natürlich auch die Online-Präsenz der Lokalmedien vorangetrieben werden, um auch für jüngere Zielgruppen attraktiv zu sein. Professor Meier betonte zudem die Wichtigkeit, den Unterscheid zwischen journalistischen und nicht-journalistischen Inhalten klar zu machen. Redaktionen müssen die Unabhängigkeit bewahren und die Vielfalt der Interessen sichtbar machen. Die Diskussion verdeutlichte den Wunsch der Studierenden nach einem zukunftsfähigen Lokaljournalismus, der sich durch Konstruktivität, Interaktivität und Digitalisierung auszeichnet. donaukurier.de, blog.drehscheibe.org

US-Lokalzeitung „The Pilot“: Ein Erfolgsmodell inmitten des Zeitungsrückgangs

Der Rückgang von lokaljournalistischer Berichterstattung und Print-Angeboten ist sowohl in Deutschland als auch in den USA ein Problem. In letzterem sprechen Studien immer wieder von Nachrichtenwüsten und Geisterzeitungen. Die Lokalzeitung „The Pilot“ aus North Carolina zeigt allerdings nun, wie guter Lokaljournalismus erfolgreich funktionieren kann. David Woronoff, Herausgeber von „The Pilot“, und sein Team sind fester Bestandteil des örtlichen Lebens und nahe an den rund 17000 Bürgern von Southern Pines. Das Erfolgsrezept der Zeitung besteht dabei nicht nur aus der lokalen Berichterstattung sondern auch aus den lokalen Anzeigen, die das Blumengeschäft im Ort und die Restaurants bewerben.

Besonders innovativ ist die Erweiterung des Angebots durch ein jährlich erscheinendes Hochglanzmagazin names „The Best of the Pines“. Hier können die Leser über einen Zeitraum von drei Monaten die besten Dienstleistungen in der Gegend wählen. Das führt dazu, dass die Dienstleister eifrig Anzeigen schalten. Auch nicht lokale Unternehmen, wie Großbanken oder Krankenhäuser, inserieren, da das kostenlose Magazin von Vielen als Leitfaden aufbewahrt wird. Der Vorteil: Das Magazin dient sowohl als Einnahmequelle als auch als Interaktionsmöglichkeit mit der Leserschaft. Chefredakteur John Nagy sieht das Magazin dabei weniger als großen Journalismus, sondern vielmehr als Finanzierungsmöglichkeit für den wirklichen Journalismus.

Insgesamt beschäftigt „The Pilot“ elf Journalisten und veröffentlicht sowohl online als auch im Print mit einer Auflage von 9000. Die Lokalzeitung erscheint zweimal wöchentlich, kostet mittwochs einen Dollar und sonntags 1,50 Dollar. In den Jahren 2015, 2016 und 2017 wurde „The Pilot“ von der National Newspaper Association zur besten „Community Newspaper in Amerika“ gewählt. Laut Journalismus-Professorin Penelope Muse Abernathy müsse eine gute Lokalzeitung vor allem für die Bevölkerung bezahlbar sein, auf die lokalen Bedürfnisse und Erwartungen eingehen und auf innovative Weise Einkommen generieren. All das wird durch die Redaktion von „The Pilot“ täglich aufs Neue realisiert. sueddeutsche.de, thepilot.com

Badische Zeitung investiert in innovative Podcast-Formate mit KI-Stimmen

Die Badische Zeitung hat seit Oktober 2022 mit dem Podcast „200 Sekunden Baden“ eine neue Art der regionalen Nachrichtenberichterstattung eingeführt. Täglich am Morgen präsentiert der Podcast in 200 Sekunden aktuelle Neuigkeiten aus der Region, gesprochen von KI-Stimmen. Das Ziel war es, einen knappen und informativen Überblick zu bieten und gleichzeitig den Aufwand für die Redaktion zu testen.
Die Auswahl und Umformulierung der Nachrichten werden dabei weiterhin von menschlichen Mitarbeitenden übernommen, während KI-Stimmen die Texte vertonen. Trotz einiger Herausforderungen, wie Aussprachefehlern bei Eigennamen, erzielt das Format monatlich rund 15.000 Plays.
Parallel dazu wurde der Podcast „BZ am Ohr“ als Kontrast zu „200 Sekunden Baden“ entwickelt. Dieser bietet ein breiteres Spektrum an Themen und Expertise aus der Region und erscheint einmal pro Woche als halbstündiges Gesprächsformat. Mit rund 1.500 Plays pro Folge hat sich das Format seit seinem Start im April 2023 etabliert und gewann direkt im Gründungsjahr den European Newspaper Award.
Die Badische Zeitung plant, ihre Podcast-Formate weiter auszubauen und neue Zielgruppen anzusprechen. Zudem sollen Schulungen für Mitarbeitende und die Weiterentwicklung der KI-Stimmen vorangetrieben werden. Trotz der Vorteile von KI im Audiobereich betont die verantwortliche Audio-Redakteurin Lisa Böttinger die Bedeutung menschlicher Empathie beim Hören von Audioinhalten. turi2.de

Welches Potential KI für den Lokaljournalismus hat

Der Lokaljournalismus steht vor der Herausforderung steigende Kosten und fehlenden Journalistennachwuchs zu bewältigen. Hinzu kommt, dass im Lokaljournalismus Berichterstattung zu vielen unterschiedlichen Themen für kleine Lesergruppen gefragt ist. Das ist zeitaufwendig und erfordert viele personelle Ressourcen.

Lösungen können KI-Tools bieten, schreibt Drehscheibe von der Bundeszentrale für Politische Bildung: Diese können große Textmengen zu unterschiedlichen Themen schneller erstellen, verarbeiten und orchestrieren. Ein Beispiel dafür ist das Schreiben einer Polizeimeldung mithilfe von ChatGPT innerhalb von nur zehn Minuten. Dabei wird der Inhalt natürlich durch einen Redakteur überprüft. Auch bei der Anpassung desselben Inhalts für verschiedene Kanäle ist KI hilfreich. Die Aufbereitung von Artikeln für die sozialen Netzwerke, Newsletter und den Online-Auftritt ist für Lokaljournalisten nämlich sehr aufwendig. Trotz automatisierter Lösungen durch KI sind Reporter und Autoren wichtiger denn je. Während KI den Journalisten die Arbeit bei den kleinteiligen Themen abnimmt, haben die Reporter mehr Zeit für die lokalen Topthemen und intensive Recherche. Denn eine KI kann natürlich nicht in der Ratsversammlung sitzen oder bei Katastrophen vor Ort bei den Menschen sein. drehscheibe.org

„Schneller und effektiver“ – Wie Lokalzeitungen Künstliche Intelligenz einsetzen

Die brandenburgischen Lokalzeitungen Fläming 365 und Zauche 365 testen seit Mai diesen Jahres ein Projekt zur Einbindung von künstlicher Intelligenz. Möglich ist das nur, weil sie dafür eine Förderung von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg MBB erhalten. Denn die Artikel von Fläming 365 und Zauche 365 können kostenlos gelesen werden. Verfasst werden sie von rund 85 freien Bürgerjournalisten, wie das Motto der Zeitungen erkennen lässt: „von uns-für uns!“.

Weil die Autoren ohne Bezahlung und oft zusätzlich zu ihren eigentlichen Berufen für die Zeitungen schreiben, lag ein Augenmerk bei der Einbindung künstlicher Intelligenz darauf, diese Arbeit schneller zu gestalten, wie Verlagsgründer Andreas Trunschke auf einem Kongress für Lokaljournalismus im September erklärte: „Wenn man in seiner Freizeit unterwegs ist, muss das effizient passieren“. Beispielsweise nutzen die Zeitungen die KI-basierte Software GoSpeech, um Tonspuren von Interviews automatisiert zu verschriftlichen oder das Programm MurfAI, um Texte vorlesen zu lassen. Etwas abgehackt klingt die Stimme noch, doch für Menschen, die beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen haben, leistet die KI einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit. Allein in Brandenburg schätzt das Bildungsministerium die Zahl der Betroffenen auf immerhin 180.000 Menschen. Ein Teil der Texte, etwa zum Ukrainekrieg, wird zuvor noch übersetzt, um sie auch nicht-deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen. So wolle man, erläutert Trunschke, die Zielgruppe der beiden Zeitungen erweitern.

Auch die Software ChatGPT kommt zum Einsatz. Für eine Textreihe über den Klimawandel generiert sie beispielsweise Überleitungen zwischen Textteilen, die von den Journalisten selbst verfasst werden. So bleibt mehr Zeit für die Recherche vor Ort und Gespräche mit Protagonisten. Bei der Verwendung von künstlicher Intelligenz legen die Zeitungen Wert auf Transparenz: neben einem einleitenden Hinweis auf die Verwendung finden sich schon auf dem Titelbild groß die beiden Buchstaben „KI“. Skeptiker können aber beruhigt sein: „Das eigentliche Interview fand selbstverständlich zwischen Menschen statt.“

Rettung des Lokaljournalismus durch Wochenformat?

Die Boulevardzeitung „Hamburger Morgenpost“ wird ab April nur noch wöchentlich erscheinen. Grund dafür sei vor allem die hohe Diskrepanz zwischen den knapp 16.000 verkauften Exemplaren pro Tag am Kiosk und den rund 450.000 täglichen Nutzern Online. Dennoch möchte der Verleger Arist von Harpe die Hamburger Morgenpost nicht rein digital auf Mopo.de umstellen. Das würde dazu führen, dass sie sich nicht mehr den Journalismus leisten können, den sie jetzt haben. Durch die Umstellung auf eine wöchentliche Erscheinungsweise ändert sich auch die Umsatz-Kostenstruktur. Somit macht die Print-Veröffentlichung auch bei sinkenden Auflagen längerfristig Sinn. Erscheint die Zeitung nur noch einmal die Woche, fallen die Druckkosten an den anderen fünf Tagen weg. Von Harpe hat sich hier für den Freitag als Erscheinungstag entschieden. Grund dafür sei, dass durch das Homeoffice immer mehr Menschen ihren Wocheneinkauf am Freitag erledigen. Insgesamt soll Lokaljournalismus mit Substanz geschaffen werden. Das bedeutet, dass es keine Meldungen, Konzertberichte oder rein überregionale Geschichten geben wird. Ereignisse, die in der Vergangenheit liegen, sollen nur berichtet werden, wenn auch tiefer gebohrt wird. Die Wochenzeitung wird mit 4,80 Euro doppelt so viel kosten wie die bisherige Wochenendausgabe mit 2,40 Euro. kress.de

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