Die norwegische Amedia-Stiftung zeigt, dass Lokaljournalismus auch in Krisenzeiten erfolgreich sein kann. Mit ihrem gemeinnützigen Ansatz und innovativen Konzepten hat die Stiftung nicht nur den Lokalzeitungsmarkt in Norwegen revolutioniert, sondern expandiert nun nach Dänemark. Für rund 100 Millionen Euro kaufte Amedia die Berlingske-Gruppe, zu der Dänemarks älteste Tageszeitung „Berlingske“ gehört. Das Erfolgsmodell der Amedia basiert darauf, dass keine Renditen für Aktionäre oder Eigentümer erwirtschaftet werden müssen. Gewinne werden vollständig in den Journalismus reinvestiert, was den Fokus auf Qualität und lokale Berichterstattung ermöglicht. Seit der Übernahme durch die Sparebank-Stiftung im Jahr 2016 hat sich die Amedia-Gruppe zur größten Herausgeberin lokaler Zeitungen in Norwegen entwickelt, mit 107 Titeln, 810.000 Abonnenten und einem Jahresumsatz von 350 Millionen Euro.
Ein Schlüssel zum Erfolg ist das 2017 eingeführte „+Alt“-Abo, das den Zugriff auf alle Zeitungen der Gruppe ermöglicht und als „Netflix des Lokaljournalismus“ bekannt wurde. Leser können Nachrichten aus ihrer Heimatregion oder anderen Teilen Norwegens bequem abrufen. Über die Hälfte der Abonnenten nutzt dieses Angebot, das zusätzlich durch innovative Inhalte wie den automatisierten Livestream von rund 5000 Fußballspielen pro Jahr ergänzt wird. Auch datenbasierte Werbemöglichkeiten, die präzise Zielgruppenansprache ermöglichen, tragen zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Mit der Übernahme der Berlingske-Gruppe und einer bestehenden Partnerschaft mit dem schwedischen Medienunternehmen Bonnier erwägt Amedia eine panskandinavische Ausweitung ihres Modells, um Lesern in Norwegen, Dänemark und Schweden Zugang zu regionalen Nachrichten zu bieten.
Die Expansion der Amedia zeigt, dass ein gemeinnütziger Ansatz, kombiniert mit digitalen Innovationen und starkem Lokalbezug, eine nachhaltige Zukunft für den Journalismus schaffen kann. CEO André Støylen betont die Bedeutung unabhängiger Medien als Stütze der Demokratie und sieht Amedia als Vorreiter im globalen Kampf gegen die Übermacht von Technologiekonzernen. Mit diesem Ansatz setzt die Stiftung ein starkes Zeichen für die Zukunft des Lokaljournalismus. sueddeutsche.de